Wahlstation beim Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH)

2024
Luxemburg
Generalanwältin Kokott
Zur Karriereseite
JurInsight Score
Zur Vorgehensweise
5/5 Sterne4,5/5 Sterne4/5 Sterne3,5/5 Sterne3/5 Sterne2,5/5 Sterne2/5 Sterne1,5/5 Sterne1/5 Sterne
Arbeitsatmosphäre
5/5 Sterne4,5/5 Sterne4/5 Sterne3,5/5 Sterne3/5 Sterne2,5/5 Sterne2/5 Sterne1,5/5 Sterne1/5 Sterne
Work-Life-Balance
5/5 Sterne4,5/5 Sterne4/5 Sterne3,5/5 Sterne3/5 Sterne2,5/5 Sterne2/5 Sterne1,5/5 Sterne1/5 Sterne
Ausbildung
5/5 Sterne4,5/5 Sterne4/5 Sterne3,5/5 Sterne3/5 Sterne2,5/5 Sterne2/5 Sterne1,5/5 Sterne1/5 Sterne
Einblicke
5/5 Sterne4,5/5 Sterne4/5 Sterne3,5/5 Sterne3/5 Sterne2,5/5 Sterne2/5 Sterne1,5/5 Sterne1/5 Sterne
Gehalt
0
€ / Wochen­arbeitstag
Jetzt bewerben

Das Wichtigste in Kürze:

  • Referendare bekommen bei der Generalanwältin Kokott einzigartige Einblicke in die Arbeit des EuGH.
  • Referendare müssen sich direkt bei Frau Kokott bewerben.
  • Das Leben in Luxemburg ist sehr teuer und es wird keine zusätzliche Vergütung gezahlt.

Erfahrungs­bericht

Der nachfolgende Bericht basiert auf den Erfahrungen einer Referendarin/eines Referendars, die/der ihre/seine Wahlstation beim Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) in absolviert hat und gibt ihre/seine persönlichen Eindrücke aus dieser Zeit wieder.

Was sind die Tätigkeits­schwerpunkte des Bereichs?

  • Um die Arbeit von Frau Kokott zu verstehen, muss man sich die Arbeitsteilung beim EuGH vor Augen führen. Frau Kokott ist Generalanwältin, sie ist also keine Richterin. Als Generalanwältin berät sie den Europäischen Gerichtshof bei der Urteilsfindung.  
  • Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, Schlussanträge zu schreiben. Darin geben die Generalanwälte eine Einschätzung hinsichtlich der rechtlichen Einschätzung des Falls ab, welche das Gericht unterstützt, aber keine Bindungswirkung für das Gericht entfaltet.
  • Schlussanträge werden nur in wichtigen Verfahren entworfen. In weniger wichtigen Verfahren wird allerdings trotzdem kurz der Fall geprüft, um zu schauen, ob man hinsichtlich der Entscheidung interveniert oder nicht.
  • Inhaltlich liegt der Schwerpunkt – wenig überraschend – im Europarecht, wobei Frau Kokott inhaltlich auf das Steuerrecht, Wettbewerbsrecht und Umweltrecht fokussiert ist.

Was waren deine Aufgaben?

  • Als Referendar bestehen die Aufgaben primär darin, die Teammitglieder zu unterstützen.
  • Dazu gehört es insbesondere, die oben genannten Voten zu schreiben. Dabei bekommt man einen Fall zugeteilt und gibt eine rechtliche Einschätzung des Falls ab.
  • Das Ergebnis der Prüfung trägt man in der Regel mündlich vor, was auch hinsichtlich des Aktenvortrages eine gute Übung ist.
  • Selten kommt es vor, dass man die Sekretärin bei Orga-Aufgaben unterstützt.
  • Insgesamt, insbesondere auch im Vergleich zur Arbeit bei Anwaltskanzleien ist die Arbeit sehr juristisch. Ein Großteil der Arbeit besteht aus klassisch juristischer Arbeit. Dabei gibt es auch viel Austausch mit anderen Teammitgliedern, sodass man nicht nur alleine im Büro sitzt.
  • Als Referendar erhält man zusätzlich eine oder mehrere umfangreiche „Daueraufgaben“. Diese besteht in der Regel daraus, in einem Fall einen Schlussantrag zu schreiben, wenn es nicht einen größeren Fall gibt, bekommt man üblicherweise die Aufgabe mehrere Schlussanträge zu schreiben.
  • Nachdem man ein Votum/ einen Schlussantrag geschrieben hat, bespricht man die eigene Arbeit mit dem zuständigen Referenten im Team.
  • Einmal im Monat gibt es eine Besprechung von aktuellen Urteilen, insb. des EuGH, damit jedes Teammitglied auf dem aktuellen Stand ist.

Wie sah ein typischer Arbeitstag aus?

  • Die Ausgestaltung eines Arbeitstages ist uneinheitlich. Insbesondere im Sommer gibt es eine Besonderheit.
  • Im Sommer sind am EuGH Gerichtsferien, sodass in der Zeit von Mitte Juli bis Mitte September sehr wenig passiert. Es ist trotzdem möglich, währenddessen die Station bei Frau Kokott zu absolvieren und man hat auch genug zu tun. Allerdings wird es keine Gerichtsverhandlungen geben und es wird auch wenig Termine außerhalb des Teams geben.  
  • Grundsätzlich besteht im Team Präsenzpflicht für Referendare, wobei es nach Absprache auch möglich ist, gelegentlich aus dem Home Office zu arbeiten.
  • Ein Arbeitstag dauert ca. von 9-18 Uhr.
  • Wenn keine Ferien sind, ist auch das Team von Frau Kokott vollständig anwesend.
  • Der Austausch innerhalb des Teams war sehr gut. Nicht nur in persönlicher Hinsicht, sondern auch die fachliche Komponente. Dabei war es sehr schön, dass die Meinung von Referendaren geschätzt und ernstgenommen wird. Die Referenten sind an der Einschätzung von Referendaren fachlich interessiert. Dies führt allerdings auch dazu, dass dazu kommt, dass andere Teammitglieder anderer Ansicht sind, sodass es durchaus zu intensiven Diskussionen kommt.

Was hat dir besonders gut gefallen?

  • Sehr hohe Fachkompetenz: Nicht nur Frau Kokott selbst, sondern auch ihre Teammitglieder sind extrem gute Juristen!
  • Sehr nette Stimmung im Team
  • Entsprechend war die Zeit sehr lehrreich.
  • Sehr detaillierte Arbeit, entsprechend sollte man für die Station an Jura interessiert sein, andernfalls wird einem die Arbeit keinen Spaß bringen.
  • Das Ausbildungsniveau ist sehr hoch.
  • Man kann gut eigene Schwerpunkte setzen, z.B. wenn man an Steuerrecht interessiert ist, kann man sich gut fokussieren.

Was hat dir nicht gefallen bzw. wo siehst du Verbesserungsbedarf?

  • Die hohen Kosten: Die Lebenshaltungskosten sind in Luxemburg sehr hoch. Es ist grundsätzlich zwar möglich, in Trier zu leben und dann nach Luxemburg zu pendeln. Allerdings dauert eine Fahrt ca. 1,5 Stunden, sodass man erstens sehr viel Zeit im Zug verbringt und zweitens dann nicht die Möglichkeit besteht, das Sozialleben in Luxemburg mitzubekommen.
  • Wohnungssuche in Luxemburg ist sehr nervig. Es gibt zwar ein recht günstiges Wohnheim, allerdings ist dies recht beliebt.

Wie zeitintensiv war die Station?

  • 5 Tage in der Woche Arbeit.
  • Während der Arbeitszeit ist die Arbeit intensiv; aber es war sehr unüblich, länger als bis 18 Uhr zu arbeiten.
  • Gemeinsame Mittagspausen in der Kantine sind üblich.
  • Man kann länger bleiben, muss es aber nicht und es wird auch nicht erwartet.

Gibt es besondere Ausbildungs­angebote, wenn ja welche?

  • Der Gerichtshof bietet Sprachkurse an.
  • Examensrelevante Ausbildungsangebote gibt es nicht.

Wie weit im Voraus wurde sich auf die Station beworben?

  • Die Bewerbung ist direkt an Frau Kokott (Generalanwältin) zurichten.
  • Zuständig für die Bewerbungen ist ein Mitglied aus dem Team von Frau Kokott, welcher auf Ihrer Website aufgeführt wird (Website)  
  • Die Bewerbung sollte neben dem Lebenslauf und den Zeugnissen auch ein Motivationsschreiben enthalten.
  • Die Bewerbung sollte recht frühzeitig abgeschickt werden, grundsätzlich sollte die Bewerbung mindestens ein Jahr im Voraus abgeschickt werden.
  • Bewerber sollten diese Voraussetzungen erfüllen: Vollbefriedigend im 1. Examen, gute Französischkenntnisse, vertiefte Kenntnisse in einem dieser Rechtsgebiete: Steuerrecht / Wettbewerbsrecht / Umweltrecht & Völkerrecht.  
  • Bei den Kriterien sollte man bedenken, dass es auf ein passendes Gesamtbild ankommt, wenn man etwa Defizite bei den Sprachkenntnissen hat, kann man diese Defizite mit Fachkenntnissen ausgleichen
  • Die Sprachkenntnisse sind weniger für die Arbeit als für den Alltag erforderlich, wofür auch Grundkenntnisse ausreichen. Zwar ist alles, was vom Gerichtshof kommt, auf französisch, es gibt allerdings Übersetzungen.

Wie würdest du die Station bewerten? (Skala: 1-10; 1 = sehr schlecht, 10 = sehr gut)

  • 10.