Jura-Referendariat
Zivilstation Niedersachsen

Jura-Referendariat in Niedersachsen: Die Zivilstation

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Aktualisiert am 
4.11.2023
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Das Wichtigste in Kürze:

  • In Niedersachsen findet während der Zivilstation eine wöchentliche Arbeitsgemeinschaft statt, während der auch schon die ersten Probeklausuren geschrieben werden.
  • In Niedersachsen werden im Zivilrecht Relationsklausuren geschrieben, deshalb ist das Lehrbuch von Anders/Gehle zu empfehlen.
  • Bei der Zuteilung zu den Richtern werden individuelle Interessen berücksichtigt.
  • Die Zivilstation ist die erste Station im niedersächsischen Rechtsreferendariat und dauert 5 Monate.

Dauer und Inhalt vom Einführungslehrgang

Die Station beginnt mit einem ca. dreiwöchigen Einführungslehrgang – dieser wird auch verdichtete Einführungsphase genannt. Während der verdichteten Einführungsphase findet die Arbeitsgemeinschaft ca. 4 Tage in der Woche statt. Inhaltlich deckt der Einführungslehrgang das grundlegende Wissen für die Zivilstation ab. Im Einführungslehrgang werden die absoluten Grundlagen behandelt, die man für die Stationsarbeit benötigt.

Muss man neben der Arbeitsgemeinschaft noch lernen?

In der Arbeitsgemeinschaft werden die absoluten, für die Stationsarbeit und das Examen erforderlichen, Grundlagen unterrichtet. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass man für ein erfolgreiches Staatsexamen zusätzlich eigenständig lernen sollte bzw. muss. Hierfür werden an manchen Landgerichten, etwa am Landgericht Lüneburg, sogar eigene Skripte ausgegeben, welche sich an den Standardlehrbüchern orientieren und zum Lernen gut geeignet sind.

Das rechtzeitige eigenständige Lernen ist insbesondere deshalb relevant, weil man im Referendariat nur sehr eingeschränkt die Möglichkeit hat, Wissenslücken zu stopfen, dafür fehlt einfach die Zeit. Insgesamt ist die Arbeitsgemeinschaft auch recht verschult, nicht nur besteht eine Pflicht zur Teilnahme, sondern es müssen teilweise Referate gehalten oder Aufgaben in Gruppen bearbeitet werden.

Wie oft findet die Arbeitsgemeinschaft statt?

Nach dem Einführungslehrgang findet einmal wöchentlich die Arbeitsgemeinschaft statt. Die Arbeitsgemeinschaft findet in der Regel vormittags für ca. 3 Stunden statt. Die Arbeitsgemeinschaft behandelt das detailliertere Wissen der Zivilstation.

Findet die Arbeitsgemeinschaft auch online statt?

Seit Corona finden viele Termine der Arbeitsgemeinschaft online statt, je nach Landgericht bis zu 75%. Dadurch spart man sich viel Fahrzeit, gleichzeitig ist dadurch allerdings auch der Kontakt zu den anderen Referendaren deutlich geringer.

Schreibt man während der Arbeitsgemeinschaft auch Klausuren?

Im Rahmen der Zivilstation schreibt man ein „Take-Home-Exam“, drei Probeklausuren und muss einen Aktenvortrag halten. Zuerst schreibt man das „Take-Home-Exam“ hierbei handelt es sich um eine Original-Examensklausur, die man zu Hause löst. Entsprechend hat muss man sich noch nicht strikt an die zeitlichen Vorgaben halten und kann die Klausur mit Hilfsmitteln lösen.

Die Probeklausuren und den Aktenvortrag löst man demgegenüber unter Examensbedingungen, sodass man schon frühzeitig im Referendariat ein Gefühl für die Anforderungen im Staatsexamen erhält. All diese Prüfungsleistungen werden in der Regel recht sorgfältig korrigiert, sodass man viel durch die Prüfungen lernen kann. Man sollte allerdings bedenken, dass die Prüfungen wohlwollender als im Examen korrigiert werden, insbesondere was die Note angeht.

Dazu besteht auch die Möglichkeit, am Klausurenkurs teilzunehmen. Dieser steht allen Referendaren offen. Allerdings steht man während der Zivilstation noch am Beginn des Referendariats, sodass man viele Klausuren aufgrund des fehlenden Wissens noch nicht mitschreiben kann.

Welches Lehrbuch ist für die Zivilstation empfehlenswert?

Da in Niedersachsen auch Relationsklausuren geschrieben werden, ist der Anders/Gehle empfehlenswert. Im Anders/Gehle wird – im Gegensatz zu vielen anderen Lehrbüchern – auch jeweils dargestellt, wie die Probleme in der Relation zu lösen sind.

Leider gibt es nur wenig Relationsübungsfälle zum Training. Zum einen enthält der Anders/Gehle – ein Standardlehrbuch – eine Musterrelation, welche für den Einstieg gut geeignet ist. Auch kann man sich bei Amazon ein Fallbuch kaufen, welches vier Musterrelationen enthält.

Praktische Ausbildung

Für die praktische Ausbildung wird man einem Richter zugeteilt. Dies erfolgt je nach Landgericht nach Interessenschwerpunkten. Im Rahmen der praktischen Ausbildung schreibt man Urteile und Beschlüsse, nimmt an Gerichtsverhandlungen teil und darf unter Umständen auch selbst eine Verhandlung oder Beweisaufnahme leiten. Die genauen Modalitäten variieren dabei stark zwischen den Richtern. Man bekommt bei Gericht kein eigenes Büro, sondern muss von zu Hause arbeiten.

Arbeitsbelastung während der Zivilstation

Die Arbeitsgemeinschaft und das eigenständige Lernen nehmen ca. 2 Tage in der Woche in Anspruch. Außerdem ist es üblich, dass man ein bis zwei Tage in der Woche bei Gericht ist. Die Zeit die für das Bearbeiten der Gerichtsakten erforderlich ist, schwankt naturgemäß. Üblicherweise nimmt die praktische Arbeit ebenfalls ca. 2 volle Tage in der Woche in Anspruch.

Häufig gestellte Fragen