Mit diesen Tipps findest Du dein Promotionsthema
Das Wichtigste in Kürze:
- Das Promotionsthema ist das Fundament der Promotion, entsprechend ist es wichtig, sich intensiv mit der Auswahl des Themas auseinanderzusetzen.
- Vor der Themensuche sollte man sich damit beschäftigen, welche Ziele man mit der Promotion verfolgt. Wer eine wissenschaftlich orientierte Promotion schreiben möchte, sollte sich überlegen, sich in der Promotion einem neuen Rechtsgebiet zu widmen.
- Für die Themenfindung sind sich insbesondere vergangene Seminararbeiten und Beiträge in Festschriften, Zeitschriften usw. eine gute Inspirationsquelle.
Die Themensuche ist einer der wichtigsten jedoch auch schwierigsten Schritte auf dem Weg zum Doktortitel. Der Erfolg ist von kaum etwas so abhängig wie vom Thema der Promotion.
Man kann gar sagen, der Erfolg einer Dissertation steht und fällt oft bereits mit der Themenwahl.
Vorfragen für die Themenfindung
Bevor man sich auf die Suche nach einem passenden Promotionsthema begibt, ist es wichtig, sich über die folgenden Aspekte Gedanken zu machen.
- Ziel der Promotion: Ist das primäre Ziel der Erwerb des Titels, um im Anschluss an die Promotion eine Karriere in der Praxis zu verfolgen? Oder soll die Promotion den Grundstein für eine akademische Karriere legen? Wie viel Zeit möchte ich in das Projekt investieren? Möchte ich mich in ein neues Rechtsgebiet einarbeiten oder in einem vertrauten Rechtsgebiet forschen?
- Wissenschaftlich orientierte Promotion: Wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, bietet es sich an, sich neuen Rechtsgebieten zu widmen, um in diesen Expertise aufzubauen. Ein solches Promotionsthema eröffnet Euch außerdem die Möglichkeit, im Anschluss an die Dissertation noch Aufsätze und Urteilsanmerkungen zu dem Thema zu schreiben, um damit euer wissenschaftliches Profil zu stärken. Ein neues Rechtsgebiet zu erschließen, kann eine sehr spannende Herausforderung sein. Zugleich bedeutet das Einarbeiten in das neue Feld aber auch eine Menge Arbeit. Entsprechend ist für ein solches Dissertationsprojekt viel Zeit und Energie einzuplanen.
- Praxisorientierte Promotion: Wer hingegen eine Karriere in der Praxis anstrebt, braucht bei der Auswahl des Themas nicht zwingend darauf zu achten, dass es sich um ein Thema handelt, dass in der akademischen Welt besondere Aufmerksamkeit generiert. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, ein praxisnahes Thema zu wählen, optimalerweise eines, das einen Bezug zum späteren Arbeitsfeld aufweist. Hier bieten sich zudem Themen an, die auf eine begrenzte Rechtsfrage fokussiert sind, sodass sich die Promotionsdauer kürzer halten lässt.
Welche Anforderungen bestehen für die Auswahl eines Promotionsthemas?
Eine Doktorarbeit ist eine Forschungsarbeit, mit der Promotionsstudenten ihre Fähigkeit zur selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit beweisen und durch neue Erkenntnisse zum wissenschaftlichen Diskurs beitragen. Es genügt also für gewöhnlich nicht nur den aktuellen Forschungsstand zusammenzufassen, vielmehr muss eure Arbeit etwas über den bestehenden Diskurs hinaus enthalten.
Hilfsmittel, um ein Promotionsthema zu finden
- Vergangene Seminararbeiten: Der wohl naheliegendste Ansatz ist, sich nochmal mit seinen vergangenen Seminararbeiten zu befassen. Manchmal lassen sich aus diesen Themen Forschungsfragen entwickeln, die sich für eine Dissertation eigenen. Das hat den Vorteil, dass Ihr mit der Thematik und der einschlägigen Literatur bereits vertraut seid. Dadurch hat man oft einen besseren Blick dafür, ob sich ein Thema grundsätzlich für eine Promotion eignet.
- Themen aus der Arbeitswelt: Eine weitere Möglichkeit ein Promotionsthema zu finden, kann der Blick auf Fragen aus der Praxis sein. Viele Kandidaten haben während des Studiums oder spätestens im Referendariat bereits in Kanzleien gearbeitet und dort erste praktische Erfahrung gesammelt. Möglicherweise ist Euch im Zusammenhang mit einem Mandat dort eine spannende Frage begegnet, die noch nicht hinreichend wissenschaftlich erforscht ist.
- Beiträge in Festschriften, Dissertationen usw.: Wenn Ihr ein Thema weder aus Eurer praktischen Erfahrung oder einer eurer vergangenen Seminararbeiten entwickeln könnt oder wollt, bietet es sich im nächsten Schritt an, aktuelle Festschriftenbeiträge und aktuelle Aufsätze zu lesen, die auf dem/oder den Rechtsgebieten eurer Wahl in jüngerer Vergangenheit erschienen sind. Auch in Dissertationsschriften finden sich im Fazit ebenfalls häufig Hinweise auf offene Forschungsthemen. Sodass es sich auch stets lohnt, aktuelle Dissertationen als Inspirationsquelle zu nutzen. Vorteilhaft an diesem Vorgehen ist insbesondere, dass es Euch einen guten Überblick darüber gibt, welche Fragen im aktuellen juristischen Diskurs von Relevanz sind. Wenn ihr beispielsweise auf der Such nach einem gesellschafts- und kapitalmarktrechtlichen Thema seid, bietet es sich an neben aktuellen Festschriften auch die aktuellen Jahrgänge der Zeitschriften ZHR, ZGR, BKR; ZBB, WM, NZG etc. durchzuschauen.
- Der Blick auf andere Rechtsordnungen: Ein weiterer Ansatz auf der Suche nach spannenden Themen kann der Blick in andere Jurisdiktionen sein. Beispielsweise werden im wissenschaftlichen Diskurs zum Gesellschaftsrecht in den vereinigten Staaten oft Themen diskutiert, die erst mit Verzögerung auch im deutschen Diskurs gewürdigt werden. In solch einem Fall kann es sich anbieten, eine im amerikanischen Diskurs aufgeworfene Frage aus deutsch- bzw. europarechtliche Perspektive zu beleuchten.
Ist ein Themenvorschlag durch den Professor sinnvoll?
Der vermeintlich einfachste Weg an ein Promotionsthema zu gelangen, ist es ein Thema zu bearbeiten, welches der Doktorvater einem vorgeschlagen hat. Dies kann sowohl in Form eines singulären Vorschlags erfolgen als auch durch Auswahl aus einem „Themen-pool“. Dies hat auf den ersten Blick den Vorteil, dass man sich die möglicherweise langwierige Suche nach einem geeigneten Thema spart und Professoren ein gutes Gespür dafür haben, welche Themen sich für eine Promotion eignen.
Allerdings ist wohl die Mehrheit der Professoren einem solchen Vorgehen gegenüber eher kritisch eingestellt. Grundsätzlich gilt, dass es die erste Aufgabe des Doktorranden ist, ein Thema oder mehrere Themen zu präsentieren, die ihn zu wissenschaftlicher Beschäftigung reizen. Jedenfalls befreit ein Vorschlag durch den Betreuer nicht davon, sich intensiv mit dem Vorschlag oder den Vorschlägen auseinanderzusetzen. Außerdem befreit euch auch ein Themenvorschlag nicht davon, das Thema selbstständig einzugrenzen, eine endgültige Forschungsfrage zu formulieren und einen Ansatz bzw. eine Methode für die Dissertation festzulegen.
Überprüfung der Quellenlage und Konkretisierung
Wenn ihr ein mögliches Promotionsthema gefunden habt, gilt es dieses nun noch kritisch auf seine Tauglichkeit zu prüfen und zu konkretisieren.
- Wissenschaftlich ungeklärte Rechtsfrage: Die Dissertation soll einen Beitrag zur Wissenschaft leisten. Das fällt naturgemäß leichter, wenn das Thema nicht schon Gegenstand zahlreicher aktueller Monografien, umfangreicher Aufsätze und Urteile war. Sollte es schon eine Menge Literatur zu dem Thema geben, ist das zwar kein Ausschlussgrund, allerdings sollte man kritisch hinterfragen, ob das Thema für eine Dissertation noch ausreichend ergiebig ist.
- Themenanpassung bei ergiebig bearbeiteten Themen: Wenn euer “Wunschthema” schon ergiebig bearbeitet wurde, bietet es sich an, die Forschungsfrage ein wenig zu ändern, um einen verwandten, aber noch nicht so breit diskutierten Aspekt zu beleuchten. Vielleicht gibt es aber auch neue Erkenntnisse durch aktuelle Rechtsprechung, Gesetzgebung oder Entwicklungen in anderen Rechtsgebieten, die eine erneute Befassung mit dem Thema rechtfertigen? Umgekehrt kann es auch ungünstig sein, wenn es zu dem Thema noch gar keine Literatur gibt, schließlich muss man sich dann mit sämtlichen Fragen selbst auseinandersetzen, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
- Konkretisierung des Themas: Idealerweise fasst Ihr euer Projekt in ein oder zwei Forschungsfragen zusammen, die Ihr mit eurer Promotion beantworten wollt. Im Grundsatz gilt dabei, je konkreter eure Forschungsfrage, desto mehr gibt Euch diese einen roten Faden für Eure Arbeit.