Doktorvater: Was ist das und wie findet man ihn?
Das Wichtigste in Kürze:
- Ein Doktorvater betreut Doktorranden bei der Promotion und bewertet als erster Gutachter die Doktorarbeit.
- Für die Auswahl des richtigen Doktorvaters sollte man insbesondere den Forschungsschwerpunkt des Professors, den eigenen wissenschaftlichen Anspruch und die gewünschte Intensität der Betreuung berücksichtigen.
- An vielen Universitäten ist es für eine Promotion erforderlich, das erste Staatsexamen mindestens mit Vollbefriedigend abgeschlossen zu haben.
Was ist ein Doktorvater?
Ein Doktorvater betreut Doktorranden während der Doktorarbeit. Dabei unterstützt der Doktorvater den Doktorranden bei allen aufkommenden Fragen. Von der Themensuche bis zur Abgabe der Promotion unterstützt der Doktorvater die Promotion. Darüber hinaus ist der Doktorvater auch der Erstgutachter der Promotion und damit wesentlich an der Bewertung der Promotion beteiligt. Doktorväter sind üblicherweise Universitätsprofessoren.
Anhand welcher Kriterien wählt man den Doktorvater aus?
Die Auswahl des „richtigen“ Doktorvaters ist für den Erfolg der Promotion zentral. Die Vorstellungen die angehende Doktorranden und Doktorväter an die Promotion haben, können erheblich divergieren. Um sicherzustellen, dass der Doktorvater zu einem passt, sollte man sich über die folgenden Aspekte Gedanken machen und bei der Auswahl berücksichtigen:
- Der Forschungsschwerpunkt des Professors
- Der eigene juristische Interessenschwerpunkt
- Der eigene wissenschaftliche Anspruch
- Die angestrebte Bearbeitungszeit
- Die Intensität der Betreuung
- Der Bearbeitungsort
- Die eigene Examensnote
Wofür ist der Forschungsschwerpunkt des Professors relevant?
An vielen Lehrstühlen ist es nicht erforderlich, bereits über einen konkreten Themenvorschlag zu verfügen. Allerdings sollte man sich vor Beginn des Bewerbungsprozesses optimalerweise darüber klar werden, in welchem Bereich man promovieren möchte. Professoren haben grundsätzlich eine Präferenz Forschungsarbeiten zu betreuen, die zum Kernbereich ihrer eigenen Forschungstätigkeit gehören oder zumindest Schnittmengen damit aufweisen.
Wie finde ich die Forschungsschwerpunkte der Professoren heraus?
Um festzustellen, in welchen Bereichen Professoren forschen, sollte man sich nicht nur an der Fachrichtung oder Bezeichnung des Lehrstuhls orientieren, vielmehr sollte man auch die jeweiligen Veröffentlichungsverzeichnisse berücksichtigen. Insbesondere die jüngere Veröffentlichungshistorie gibt euch oft ein gutes Bild darüber, mit welchen Themen sich ein Professor gegenwärtig auseinandersetzt und welche Themenkomplexe von Interesse sein könnten. Außerdem hilft diese Festlegung Euch auch bei der Eingrenzung der in Betracht kommenden Betreuer.
Wie finde ich „meinen“ juristischen Interessenschwerpunkt?
An die Suche nach einem geeigneten Themenbereich bieten sich unterschiedliche Herangehensweisen an, sofern man sich noch unsicher ist, in welche Richtung es gehen soll:
- Interessenschwerpunkte aus dem Studium: Man könnte sich die Frage stellen, welche Fächer einem während des Studiums besonders viel Spaß gemacht haben. Konnte man sich schon immer für Fragen des Strafrechts begeistern, so liegt möglicherweise eine Promotion in diesem Bereich nahe.
- Haus- und Seminararbeiten: Als ein weiterer Anhaltspunkt können vergangene Haus- oder Seminararbeiten dienen. Manchmal lässt sich aus diesen eine Fragestellung entwickeln, die sich für eine Promotion eignet.
- Außerjuristische Interessen: Ein etwas ungewöhnlicherer Ansatz wäre es sich nach seinen außerjuristischen Interessen Gedanken zu machen und sich im Anschluss zu überlegen, ob es in diesen Bereichen spannende juristischen Fragen existieren, die noch nicht hinreichend erforscht worden sind. Interessiert man sich beispielsweise besonders für Fußball, kann eine Befassung mit einem sportrechtlichen Thema durchaus interessant sein.
- Karriere: Deutlich klassischer ist es, sich die Frage zu stellen, welchen Karriereweg man später anstrebt? Auch wenn es für gewöhnlich keine Voraussetzung ist, so kann ein thematisch einschlägiges Forschungsprojekt bei einer Bewerbung durchaus positiven Einfluss haben. Möchte man in Zukunft für eine europäische Institution arbeiten, kann es sich daher anbieten, sich auch im Zuge seiner Promotion mit einer europarechtlichen Fragestellung zu befassen. Ist das Ziel hingegen der Einstieg in einem kapitalmarktrechtlichen Team in einer internationalen Großkanzlei, so schadet es nicht, sich im Rahmen der Promotion mit einem Kapitalmarktrechtlichen Thema zu befassen.
Am Ende dieser Überlegungen können mehrere Themenbereiche stehen, die Euch so sehr interessieren, dass ihr Euch vorstellen könnt in diesen zu promovieren. Vorteilhaft daran ist, dass Ihr bei der Auswahl der potenziellen Betreuer mehr Freiheit habt und ihr andere Aspekte bei Eurer Entscheidung stärker gewichten könnt. Das Wichtigste bei der Entscheidung ist, dass Ihr euch für den ausgewählten Themenbereich begeistern könnt. Das Verfassen einer Dissertation wird für die nächste Zeit euer “Beruf” werden und kann von Zeit zu Zeit auch frustrierend sein und man überwindet diese Phasen deutlich besser, wenn einem das Thema dem Grunde nach Freude bereitet.
Wie hoch ist der eigene wissenschaftliche Anspruch?
Die nächste Frage, die es zu klären gilt, ist die Frage danach, mit welchem Anspruch man an die Promotion herangeht. Ist das Ziel eine Karriere in der Wissenschaft oder liegt die Priorität einfach darauf, am Ende des Tages die begehrten zwei Buchstaben vor dem Namen führen zu dürfen? Ist ersteres der Fall, sollte man bei der Auswahl des Betreuers Wert auf dessen wissenschaftliches Renommee legen. Hingegen dürfte dieses für eine sog. „Titelpromotion“ zweitrangig sein. Häufig sind Professoren mit einer entsprechenden wissenschaftlichen Reputation auch nur bereit solche Arbeiten zu betreuen, die ein originär wissenschaftliches Interesse verfolgen.
Wie lange soll die Promotion dauern?
Auch im Hinblick auf den angepeilten Bearbeitungszeitraum sollte man sich Gedanken machen. Strebt man eine Promotion innerhalb von einem Jahr an oder kann man sich vorstellen, mehrere Jahre an der Dissertation zu arbeiten. Zwar ist die Einhaltung des avisierten Zeitrahmens oft nicht haltbar, dennoch lohnt es sich einen abstrakten Rahmen festzulegen. Gerade wenn man Wert auf eine möglichst kurze Promotionszeit legt, kann es sich anbieten zu schauen, wie lange vorherige Doktoranden am betreffenden Lehrstuhl benötigt haben. Haben diese alle mehrere Jahre benötigt, ist es unwahrscheinlich, dass eine Promotion an diesem Lehrstuhl deutlich schneller abgeschlossen werden kann.
Wie intensiv soll die Betreuung sein?
Nicht zu unterschätzen ist auch die Frage, welche Art der Betretung man sich für sein Forschungsprojekt wünscht. Hat man eher den Wunsch, dass der Professor im Büro nebenan sitzt und bei der Erstellung der Dissertation ein regelmäßiger Austausch mit dem Betreuer stattfindet, oder möchte man stattdessen sein Thema nach Absprache des konkreten Themas weitgehend unabhängig und selbstständig verfassen. Auch wenn es zu Beginn der Promotionszeit oft schwerfallen dürfte, diese Frage wirklich zu beantworten, hat man doch meist eine Vermutung. Auch hier bietet es sich an ehemalige Doktoranden des betreffenden Lehrstuhls zu fragen, wie das Betreuungsverhältnis zu ihrem Professor konkret ausgestaltet gewesen ist. Diese können Euch, sofern Ihr euch für eine interne Promotion interessiert, häufig auch näheres über die Arbeitsbelastung und das Arbeitsklima am betreffenden Lehrstuhl sagen.
An welchem Ort möchte man promovieren?
Eng mit der letzten Frage verbunden, ist die Frage nach dem Ort, an welchem man promovieren möchte. Ist man ortsungebunden und bereit in eine neue Stadt zu ziehen, um dort sein Forschungsprojekt anzugehen, ist die jeweilige Lebensqualität in der Stadt ein Faktor, den man bedenken sollte. Schließlich wird man an dem neuen Ort voraussichtlich mehrere Jahre verbringen. Soweit man hingegen nicht umziehen möchte und sich dennoch ein enges Betreuungsverhältnis mit regelmäßigen persönlichen Treffen oder gar ein Promotionsstelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter anstrebt, ist man auf die Universitäten in der näheren Umgebung angewiesen.
Lokal deutlich flexibler ist man hingegen, wenn man ohnehin extern promovieren möchte. Eine externe Promotion, also eine Promotion, bei der man nicht parallel am Lehrstuhl arbeitet, mit einem eher lockeren Betreuungsverhältnis ist in der Regel auch bei größeren räumlichen Distanzen problemlos machbar.
Welche Bedeutung hat die Note aus dem ersten Staatsexamen?
Auch bei der Suche nach einem Doktorvater spielt die Examensnote - wie so oft im Leben eines Juristen - eine erhebliche Rolle.
An allen Universitäten gibt es formelle Zulassungsvoraussetzungen für die Zulassung zu einer Promotion. Viele Universitäten fordern von Doktorranden, das erste Examen mit Vollbefriedigend abgeschlossen zu haben. Diese Hürde scheint auf den ersten Blick hoch, allerdings lassen fast alle Universitäten unter bestimmten Voraussetzungen Ausnahmen zu.
Auch darüber hinaus kann die Note jedoch auch noch für den Professor relevant sein. Einige Professoren haben den Anspruch, nur Dissertationen von besonders guten Kandidaten zu betreuen. Dies bedeutet zwar nicht, dass diese Professoren nicht auch Ausnahmen machen, wenn Sie das Forschungsprojekt als besonders spannend empfinden, allerdings sollte man in dem Fall bereits einen konkreten Themenvorschlag mitbringen und idealerweise ein Exposé verfasst haben. Ungeachtet dessen bedeutet allein die Tatsache, dass ein Professor Wert auf eine besonders gute Note legt nicht, dass dadurch an diesen Lehrstühlen die besseren Forschungsarbeiten entstehen, vielmehr könnt Ihr genauso gute Arbeiten an anderen Lehrstühlen verfassen.
Wie wähle ich den richtigen Doktorvater aus?
Hat man die vorgenannten Überlegungen angestellt, reduziert sich die Anzahl der in Betracht kommenden Professoren häufig auf ein paar wenige. Sofern die Zahl allerdings noch immer zu groß ist, kann es sich anbieten, zu den Lehrstühlen, die es auf Eure „Shortlist“ geschafft haben, ein Ranking zu erstellen und zunächst nur die oberen Kandidaten zu berücksichtigen.