Jura Promotion: Alles, was Du wissen musst!
Das Wichtigste in Kürze:
- Unter einer Promotion versteht man die Verleihung eines Doktortitels.
- Um in Jura promovieren zu können, ist es erforderlich, das erste Staatsexamen mit einem Prädikatsexamen abgeschlossen zu haben, wobei hiervor häufig Ausnahmen möglich sind.
- Eine Promotion ist sehr aufwendig, auch wenn viele Doktoranden versuchen, innerhalb von einem Jahr zu promovieren, nimmt eine Promotion üblicherweise zwei bis drei Jahre in Anspruch.
Was ist eine Promotion in Jura?
Unter einer Promotion versteht man die Verleihung eines Doktortitels. Ein Doktortitel wird für eine eigenständige, vertiefte wissenschaftliche Arbeit verliehen. Zusätzlich ist das Ablegen einer mündlichen Prüfung erforderlich. Wenn eine Promotion zu einem juristischen Thema abgelegt wird, spricht man von einer juristischen Promotion. Im Anschluss an eine juristische Promotion darf man den Titel "Dr. jur." tragen.
Voraussetzungen für eine Promotion?
Nicht jeder Jurist kann sofort nach dem Beginn der juristischen Ausbildung promovieren. Folgende Voraussetzungen müssen vorliegen, um in Jura promovieren zu können:
- Mindestens 1. Staatsexamen: Grundsätzlich ist eine Promotion in Deutschland erst möglich, nachdem man das erste Staatsexamen absolviert hat. Ausnahmsweise lassen manche Promotionsordnungen eine Promotion auch nach einem Master (LL.M.) zu.
- Prädikatsexamen: Viele Promotionsordnungen und Professoren erwarten, dass mindestens eines der Staatsexamina mit einem Prädikat abgeschlossen wurde. Hierbei muss man allerdings berücksichtigen, dass es keine Regel ohne Ausnahmen gibt. Nahezu alle Universitäten lassen von diesem Grundsatz Ausnahmen zu, etwa wenn man gute Seminararbeiten geschrieben oder als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Lehrstuhl gearbeitet hat.
Ist es sinnvoll zu promovieren?
Ob es sinnvoll ist zu promovieren, lässt sich nicht pauschal beantworten. Am Ende ist es eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich alleine treffen muss. Folgende Aspekte sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden:
- Zeit: Eine Promotion in Jura nimmt häufig mehrere Jahre in Anspruch. Vor dem Hintergrund, dass die juristische Ausbildung ohnehin schon sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, sollte man sich überlegen, ob man bereit ist, zusätzlich mehrere Jahre zu promovieren. Zwar nehmen sich viele Doktoranden vor, innerhalb von einem Jahr zu promovieren. Allerdings ist es sehr selten, dass dies auch tatsächlich gelingt.
- Interesse: Das Verfassen einer juristischen Doktorarbeit ist eine selbstständige Aufgabe, die viel Eigenmotivation erfordert. Diese Freiheit kann man als großes Privileg auffassen. Andererseits gelingt eine Promotion auch nur dann, wenn man sich so sehr für ein Thema interessiert, dass man genügend Motivation mitbringt, um sich selbst für die Promotion zu motivieren.
- Gehalt: Zwar gibt es einige Kanzleien, die Doktoranden ein leicht höheres Einstiegsgehalt zahlen. Insgesamt wirkt sich eine Promotion allerdings nicht wirklich gehaltserhöhend aus. Zwar gibt es Statistiken, die zeigen, dass promovierte Juristen mehr verdienen als Juristen ohne Doktortitel. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Vergleichsgruppen nicht präzise ausgewählt wurden. Aufgrund des erforderlichen Prädikatsexamens müsste man Juristen mit Prädikatsexamen mit Doktortitel und Juristen mit Prädikatsexamen ohne Doktortitel vergleichen. Da Kanzleien allerdings promovierten Juristen nicht mehr Gehalt zahlen, wirkt sich die Promotion auch nicht auf das Gehalt aus. Vielmehr kostet sie wertvolle Zeit, in der man bereits arbeiten könnte.
- Karriere / Reputation: Eine Promotion hat teilweise in der Außendarstellung einen hohen Wert. Insbesondere bei der Beratung von Privatpersonen und mittelständischen Unternehmen wird mit einem Jura-Doktor Qualität und Kompetenz verbunden. Wer also später als Anwalt diese Zielgruppen ansprechen möchte, für den ist eine Promotion besonders sinnvoll.
Promotion oder LL.M., was ist sinnvoller?
Ob es sinnvoller ist zu promovieren oder einen Master (LL.M.) zu machen, kann nicht einheitlich beantwortet werden. Vielmehr kommt es auf die einzelnen Umstände an.
- Kosten: Während einer Doktorarbeit fallen nur die Kosten für den Semesterbeitrag an, sofern man eingeschrieben ist, andernfalls fallen keine unmittelbaren Kosten für die Promotion an. Entsprechend ist eine Promotion sehr günstig. Demgegenüber können für einen LL.M. – je nach Universität – über 100.000 € an Kosten anfallen.
- Gehalt: Weder der LL.M. noch die Doktorarbeit führen zu signifikanten Gehaltssteigerungen, sodass beide Titel für das Gehalt keine Bedeutung haben.
- Examensnote: Für eine Promotion ist üblicherweise ein Prädikatsexamen erforderlich. Wenn man nicht an eine Eliteuniversität gehen möchte, ist es demgegenüber für einen LL.M. nicht erforderlich, eine besonders gute Examensnote erhalten zu haben.
- Zeitaufwand: Masterprogramme dauern in der Regel weniger ein Jahr und beginnen im September. Eine Promotion kann zwar zeitlich flexibel begonnen werden, allerdings ist es in Jura durchaus üblich, dass eine Promotion drei Jahre oder länger dauert. Entsprechend ist eine Promotion häufig deutlich zeitaufwendiger als ein Master.
Wie ist der Ablauf einer Promotion?
Eine Promotion ist ein zeitlich sehr umfangreiches Projekt. Grundsätzlich besteht eine Promotion aus den folgenden Schritten:
- Doktorvater finden / Themensuche: Zu Beginn jeder Promotion steht die Suche nach einem Thema und einem Betreuer. Ob zuerst das Thema oder der Betreuer gesucht wird, ist dabei nicht fest. Allerdings sehen es viele Betreuer ungern, wenn sich Bewerber noch keine Gedanken über ein Thema gemacht haben. Zwar gibt es einige Doktorväter, die gerne Themenvorschläge machen. Allerdings ist dies eher die Seltenheit. Außerdem wird auch nicht erwartet, dass man sich final auf ein Thema festgelegt hat. Allerdings zeigen die eigenen Gedanken dem Betreuer, dass man wirklich an einer Promotion interessiert ist.
- Exposé: Nachdem man ein Thema gefunden hat, verfasst man über dieses ein Exposé. In einem Exposé stellt man das Forschungsprojekt dar. Man beleuchtet also das Themenfeld und die bisherige Lücke in der Forschung, anschließend stellt man dar, wie man methodisch vorgehen möchte. Manche Doktorväter setzten auch voraus, dass man bereits ein Exposé verfasst hat, in einem solchen Fall muss man das Exposé verfassen, bevor man den Doktorvater findet.
- Schreiben: Nachdem die Vorbereitung vorbei ist, geht es an das Schreiben der Dissertation. Hierbei ist es hilfreich, sich regelmäßig Zwischenfeedback von Kollegen, Freunden oder dem Betreuer einzuholen. So verhindert man, dass man mehrere Jahre in das Schreiben steckt, um dann am Ende das Feedback zu erhalten, dass man das Thema verfehlt hat, methodisch unsauber vorgeht o.ä.
- Vorabgabe: Viele Doktorväter bieten eine sog. Vorabgabe an. Dabei handelt es sich nicht um die offizielle Abgabe, die zur Benotung führt. Stattdessen gibt der Doktorvater Feedback zu der bisherigen Arbeit, welche Doktoranden dann vor der offiziellen Abgabe einarbeiten können.
- Überarbeiten: Anschließend haben Doktoranden die Möglichkeit, das Feedback in die Promotion einzuarbeiten.
- Abgabe: Anschließend erfolgt die offizielle Abgabe, woraufhin die Arbeit vom Erst- und Zweitkorrektor bewertet wird. Die Dauer der Korrektur schwankt sehr stark, während manche Korrektoren nur wenige Wochen brauchen, nimmt die Korrektur bei anderen Professoren viele Monate bis zu mehr als einem Jahr in Anspruch.
- Mündliche Prüfung: Wenn die beiden Voten vorliegen, wird ein Termin für die mündliche Prüfung anberaumt. Die Ausgestaltung der mündlichen Prüfung schwankt zwischen den Universitäten. Während bei manchen Universitäten die Dissertation verteidigt werden muss (sog. Disputation), findet an anderen Universitäten eine mündliche Prüfung statt, die der mündlichen Prüfung im ersten Staatsexamen ähnelt (sog. Rigorosum). An manchen Universitäten werden diese Formen der mündlichen Prüfung auch abgewandelt. Insgesamt braucht man vor der mündlichen Prüfung allerdings keine Angst zu haben. An der mündlichen Prüfung scheitert eine Promotion grundsätzlich nicht.
- Veröffentlichung: Der letzte Schritt einer Promotion besteht darin, die Promotion zu veröffentlichen. Hierfür gibt es mehrere denkbare Wege. Am beliebtesten ist die Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Verlag. Wobei dieser Weg recht teuer und aufwendig ist, dafür allerdings auch mit einem höheren Renommee einhergeht. Alternativ ist auch eine Veröffentlichung im Internet möglich, sofern der Fakultät eine ausreichend Anzahl an Pflichtexemplaren überlassen wird.
Wie lange dauert eine Promotion?
Bei juristischen Promotionen ist eine Dauer von einem bis vier Jahren üblich. Wie lange eine Promotion genau dauert, lässt sich allerdings nicht allgemein beantworten. Folgende Kriterien wirken sich auf die Länge der Promotion aus:
- Thema: Eine große Bedeutung für die Dauer einer Promotion hat das Promotionsthemas. Während grundlegende Themen (etwa zum allgemeinen Teil des StGB) eine umfangreiche und intensive Einarbeitung in den aktuellen Forschungsstand bedeuten, können Jura-Doktorarbeiten zu sehr spezifischen Themen (z.B. die Arbeitnehmereigenschaft von DFB-Schiedsrichtern) deutlich schneller bearbeitet werden.
- Wissenschaftlicher Anspruch: Außerdem hat der eigene wissenschaftliche Anspruch große Auswirkungen auf die Dauer einer Promotion. Wer etwa später Professor werden möchte, also eine herausragende Promotion verfassen möchte, wird für die Promotion deutlich länger brauchen als ein Doktorand, der lediglich bestehen möchte.
- Arbeit / Nebenjob: Je mehr Zeit man für die Promotion aufwenden kann, desto kürzer dauert eine Promotion. Wer also parallel an einem Lehrstuhl oder in einer Kanzlei arbeitet, wird für eine Promotion länger brauchen, also jemand, der sich ausschließlich der Promotion widmet.
- Umfang: Als Faustformel sagt man, dass man ca. 100 Seiten Reinform im Jahr verfassen kann. Daraus folgt entsprechend, dass eine Promotion umso länger dauert, desto umfangreicher die eigene Bearbeitung ist.
Wann sollte man promovieren?
Für die Promotion kommen grundsätzlich drei Zeitpunkte in Betracht.
- Die erste Möglichkeit zur Promotion besteht nach dem ersten Staatsexamen.
- Nach dem zweiten Staatsexamen ergibt sich wiederum die Möglichkeit, zu promovieren.
- Dazu ist es auch möglich, parallel zum Beruf zu promovieren.
Es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt für die Promotion. Vielmehr hat jeder Zeitpunkt seine Vor- und Nachteile.
- Promotion nach dem ersten Staatsexamen: Für die Promotion nach dem ersten Staatsexamen spricht insbesondere der engere Kontakt zu Lehrstühlen während des Studiums. Dazu ist man noch jünger, sodass der Altersunterschied zu den Studenten noch recht gering ist, sodass man eine sehr gute Zeit an dem Lehrstuhl haben kann.
- Promotion nach dem zweiten Staatsexamen: Für die Promotion nach dem zweiten Staatsexamen spricht insbesondere, dass der Abstand zwischen dem ersten Staatsexamen und dem Referendariat dann sehr gering ist. Für das Referendariat ist es wichtig, über das Wissen aus dem ersten Staatsexamen zu verfügen. Entsprechend spart man sich das aufwendige Wiederholen, wenn keine große Lücke zwischen dem ersten Staatsexamen und dem Referendariat besteht. Außerdem kann man die Promotion dann mehr genießen, da man die Pflicht, die beiden Staatsexamina, bereits absolviert hat.
- Promotion parallel zum Beruf: Theoretisch ist es auch denkbar, parallel zur Arbeit zu promovieren. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass sowohl die Arbeit als auch die Promotion sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Entsprechend ist es zeitlich sehr herausfordernd, beides parallel unter einen Hut zu bekommen.
Wie findet man das Promotionsthema?
Um das passende Promotionsthema zu finden, sind insbesondere vergangene Seminararbeiten und Beiträge in Festschriften und Zeitschriften usw. eine gute Inspirationsquelle.
Grundsätzlich ist es auch möglich, dass der Professor einen Vorschlag für ein Promotionsthema macht. Dies ist allerdings eher selten der Fall. Allerdings ist es in jedem Fall empfehlenswert, das eigene Promotionsthema mit dem Professor zusammen zu besprechen und unter Umständen abzuändern. Professoren verfügen über sehr viel Erfahrung mit Doktorarbeiten, entsprechend stellt ein solches Gespräch sicher, dass sich Doktoranden weder übernehmen, noch ein Thema auswählen, welches sich für eine Promotion nicht eignet.
Wie finanziert man eine Promotion?
Auch wenn die Promotion selbst kein Geld kostet, müssen während der Promotion die Lebenshaltungskosten gedeckt werden.
- Arbeit am Lehrstuhl: Sehr beliebt bei Doktoranden ist die Arbeit an dem Lehrstuhl des Doktorvaters. Vorteilhaft daran ist der direkte Kontakt zum Doktorvater, dies ist insbesondere bei Fragen sehr hilfreich. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass häufig ein Interessenkonflikt besteht, da damit der Doktorvater gleichzeitig der Chef ist. Entsprechend ist unbezahlte Mehrarbeit an vielen Lehrstühlen üblich, wodurch die Promotion deutlich länger dauert.
- Stipendium: Sehr attraktiv sind Promotionsstipendien. Diese decken üblicherweise die gesamten Lebenshaltungskosten ab, sodass kein zusätzlicher Job erforderlich ist. Allerdings ist der Bewerbungsprozess für ein Stipendium aufwendig. Insbesondere für Doktoranden, die besonders schnell promovieren möchten, ist somit das Stipendium nicht zu empfehlen, da in der Regel mehrere Monate vergehen, bis man überhaupt das Stipendium erhält.
- Kanzlei: Anstelle eines Jobs an einem Lehrstuhl kann man auch in einer Kanzlei als Wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeiten. Vorteilhaft daran ist insbesondere, dass kein Interessenkonflikt mit dem Doktorvater besteht, da dieser nur die Promotion betreut. Außerdem ist die Vergütung in Großkanzleien deutlich höher als an Lehrstühlen. Großkanzleien zahlen Doktoranden nach dem zweiten Staatsexamen bis zu 2.000 € pro Wochenarbeitstag, sodass schon zwei Tage Arbeit in der Woche ausreichen, um 4.000 € brutto zu verdienen.
- Arbeitslosengeld 1: Nach dem Referendariat hat man Anspruch auf Arbeitslosengeld 1. Dieses kann über 1.000 € im Monat betragen. Offiziell muss man sich zwar beim Arbeitslosengeld um Arbeit bemühen. Allerdings sind die Arbeitsämter diesbezüglich häufig großzügig. Wer also einen Arbeitsvertrag vorweisen kann, der etwa in 8 Monaten beginn, den lassen die Arbeitsämter häufig in Ruhe. So kann man es schaffen, sich viele Monate vollständig auf die Promotion zu konzentrieren und nur zum Ende der Promotion hin arbeiten zu müssen.