Jura-Referendariat
Anwaltsstation Bayern

Jura-Referendariat in Bayern: Die Anwaltsstation und Examensvorbereitung

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Aktualisiert am 
10.1.2024
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Anwaltsstation ist die letzte Station vor den Examensklausuren und dauert 9 Monate.
  • Während der Anwaltsstation finden drei verschiedene Arbeitsgemeinschaften statt, die teilweise das bisher Gelernte wiederholen, um Referendare auf das Examen vorzubereiten. Trotzdem ist es erforderlich, dass sich Referendare zusätzlich eigenständig auf das Examen vorbereiten.
  • Grundsätzlich kann die Anwaltsstation nicht außerhalb Bayerns verbracht werden. Dafür besteht die Möglichkeit, die Station teilweise bei Notaren, Unternehmen usw. zu verbringen.

Dauer und Inhalt des Einführungslehrgangs

Auch die Anwaltsstation beginnt mit einem Einführungslehrgang, der von der Anwaltskammer organisiert wird. Dieser ist kaum hilfreich. So wird er oft von verschiedenen Rechtsanwälten gehalten und verfolgt kein sinnvolles Ausbildungskonzept. Eine darüberhinausgehende theoretische Ausbildung mit konkretem Bezug zur Anwaltsstation erfolgt nicht, allerdings ist dies aufgrund der bereits in der AG 1 stattfinden kautelarjuristischen Ausbildung nicht erforderlich.  

Welche Arbeitsgemeinschaften finden während der Anwaltsstation statt?

Während der Anwaltsstation finden in Bayern drei unterschiedliche Arbeitsgemeinschaften statt: Zu Beginn findet weiterhin die AG 2 zum Verwaltungsrecht statt, zudem finden die Arbeitsgemeinschaft 3 A (Anwalt-Justiz-Vertiefung) und die Arbeitsgemeinschaft 3 B (Anwalt-Verwaltung-Vertiefung) statt.

Inhalt der Arbeitsgemeinschaft 3A (Anwalt-Justiz-Vertiefung)

Die AG 3A findet während der Ausbildung beim Rechtsanwalt (13. bis 20. Ausbildungsmonat) statt und fokussiert sich überwiegend auf die Vertiefung und Wiederholung von Stoffgebieten, die bereits in der AG 1 besprochen wurden. In der AG werden Klausuren geschrieben, die dann korrigiert und besprochen werden.  

Außerdem findet während dieses Zeitraums die Intensivklausurenwoche statt. Im deren Rahmen werden fünf Klausuren möglichst unter Examensbedingungen geschrieben, die einen auf den zeitnah anstehenden schriftlichen Teil des Zweiten Examens vorbereiten und einem einen Überblick über den Stand der eigenen Vorbereitung geben sollen.  

Ferner findet ein Blocklehrgang „Arbeitsrecht“ statt, der auf die arbeitsrechtliche Examensklausure vorbereitet.

Inhalt der Arbeitsgemeinschaft 3 B (Anwalt-Verwaltung-Vertiefung)

Die AG 3 B findet während der letzten fünf Monate der Ausbildung beim Rechtsanwalt (16. bis 20. Ausbildungsmonat) statt. Diese identisch zur AG 3A, mit dem Unterschied, dass die Wiederholung und Vertiefung der Rechtsgebiete, die in der AG 2 behandelt wurden, im Zentrum steht.

Lernen neben der Station

Zwar hat man mit dem Einführungslehrgang und den AGs Lernangebote vom Land, diese bereiten allerdings nicht ausreichend auf die Examensklausuren vor. Entsprechend ist das eigenständige Lernen im Rahmen der Anwaltsstation sehr wichtig und nimmt in der Regel deutlich mehr Zeit in Anspruch als in den anderen Stationen.

Praktische Ausbildung

Die praktische Ausbildung erfolgt bei einem Anwalt, wobei man sich den Ausbilder selbst suchen muss. Rechtsanwälte aller Fachgebiete können die Ausbildung leiten, sofern sie bei der Rechtsanwaltskammer als ausbildungsberechtigt gelten. Ablauf und Arbeitsaufwand können je nach Ausbilder erheblich variieren. Vorherige Überlegungen, welche Ziele man mit der Anwaltsstation verfolgt, sind daher wichtig. Auch sollte man entscheiden, ob man tauchen oder bis zum Ende der Station in der Kanzlei arbeiten möchte. Welche Ausgestaltung am besten passt, hängt vom Lerntyp und der Zeitgestaltung ab. Mögliche Vergütungen und die Reputation des Ausbilders sollten ebenfalls berücksichtigt werden.

Muss man die Anwaltsstation bei einem Anwalt absolvieren?

Die Ausbildung in der Rechtsanwaltsstation kann auf Antrag abgeleistet werden:  

  • Bis zu drei Monaten bei einem Notariat, einem Unternehmen, einem Verband oder bei einer sonstigen Ausbildungsstelle, bei der eine sachgerechte rechtsberatende Ausbildung gewährleistet ist,
  • Bis zu drei Monaten bei einer überstaatlichen, zwischenstaatlichen oder ausländischen Ausbildungsstelle,
  • Bis zu drei Monaten durch Anrechnung einer Ausbildung an einer juristischen Fakultät, sofern mit dem Antrag ein Ausbildungsplan vorgelegt wird, der eine sinnvolle Förderung der Ausbildung erwarten lässt und aus dem ersichtlich ist, welchen Leistungsnachweis die Rechtsreferendare erbringen werden,
  • Bis zu vier Monaten durch Anrechnung einer Ausbildung an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer oder
  • Bis zu fünf Monaten als Praktikum bei Organen der Europäischen Union.

Als sonstige rechtsberatende Ausbildungsstellen kommen insb. auch geeignete Verwaltungsbehörden in Betracht, deren Aufgabenbereich heute auch die Beratung des Bürgers und anderer Behörden sowie die Beratung für die eigene Behörde umfasst, so dass er mit dem Tätigkeitsbereich eines Rechtsanwalts durchaus vergleichbar ist.

Kann man die Anwaltsstation in einem anderen Bundesland absolvieren?

Die Anwaltsstation kann grds. nicht außerhalb von Bayern absolviert werden. Dies ist insbesondere auf die vielen Verpflichtungen in den Arbeitsgemeinschaften zurückzuführen.

Wie hoch ist die Arbeitsbelastung während der Anwaltsstation?

Insgesamt ist die Anwaltsstation meist die anstrengendste Station, dies liegt allerdings primär daran, dass bei den meisten Referendaren die Examensklausuren auf die Anwaltsstation folgen, sodass viel Zeit mit dem Lernen verbracht wird.

Wird ein Klausurenkurs angeboten?

Neben der Intensivklausurenwoche und der ohnehin hohen Anzahl verpflichtender Klausuren während der Arbeitsgemeinschaft werden freiwillige Klausurenkurse angeboten. Unter anderem ein einjähriger Klausurenkurs in dessen Rahmen straf- und zivilrechtliche Fälle behandelt werden. Die Teilnahme kann sowohl in Präsenz als auch online erfolgen. Insgesamt können ca. 40 Klausuren geschrieben werden und die Korrektur dauert jeweils bis zu 4 Wochen. Daneben wird ein Klausurenkurs fürs Verwaltungsrecht angeboten, bei dem ca. 6 Klausuren geschrieben werden können. Diese Klausuren können jedoch nicht in Präsenz geschrieben werden, sondern müssen eingeschickt werden. Die Klausuren in den Klausurenkursen entstammen aus einem anderen Pool als die Fälle, die in den AGs behandelt werden, sodass es kein Risiko von Doppelungen gibt.  

Gibt es noch weitere Angebote zur Vorbereitung auf das Examen?

Ferner werden von der Justiz und der Verwaltung in den Monaten vor dem Examen Crash-Kurse angeboten, die inhaltlich sehr gut sind.  

Gibt es in Bayern schon das E-Examen?

Gegenwärtig besteht in Bayern noch nicht die Möglichkeit, das Examen am Computer abzulegen. Voraussichtlich wird es jedoch erstmals im Prüfungstermin 2024/2 möglich sein, die schriftliche Prüfung der Zweiten Juristischen Staatsprüfung freiwillig in elektronischer Form abzulegen.

Häufig gestellte Fragen