Jura-Referendariat
Anwaltsstation Mecklenburg-Vorpommern

Jura-Referendariat in Mecklenburg-Vorpommern: Die Anwaltsstation

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Tobias Escherich
Aktualisiert am 
29.9.2024
3
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Anwaltsstation in Mecklenburg-Vorpommern ist die vierte Station und dauert 9 Monate.
  • Die Examensklausuren werden im letzten Monat der Anwaltsstation geschrieben
  • In Mecklenburg-Vorpommern wird für die Examensvorbereitung ein Klausurenkurs angeboten, die Qualität der Korrekturen schwankt allerdings sehr stark.

Wie ist der Einführungslehrgang?

Die Anwaltsstation beginnt mit einem einwöchigen Einführungslehrgang. Dieser ist – wie in der Anwaltsstation in allen Bundesländern üblich – sehr wenig hilfreich. Allerdings ist es sehr einfach, von dem Einführungslehrgang und der Arbeitsgemeinschaft insgesamt befreit zu werden. Referendare, die die Anwaltsstation nicht am Ort des Ausbildungsgerichts absolvieren, werden üblicherweise von der Arbeitsgemeinschaft befreit. Inhaltlich behandelt der Einführungslehrgang die Grundzüge der Anwaltsklausur und stellt den Beruf des Rechtsanwalts vor.

Wissenswertes zur Arbeitsgemeinschaft

Stationsbegleitend gibt es parallel zur praktischen Ausbildung eine Arbeitsgemeinschaft. Das Ziel der Arbeitsgemeinschaft besteht darin, Referendaren das theoretische Wissen für die Stationsarbeit und die Examensvorbereitung zu vermitteln.

  • Qualität der Arbeitsgemeinschaft: Die Qualität ist – wie in der Anwaltsstation üblich – sehr niedrig. Die Anwälte sind in der Regel sehr schlecht vorbereitet, die Qualität der Materialien ist niedrig und die Motivation der Ausbilder auch. Entsprechend ist die Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft nicht zu empfehlen. Es wäre sinnvoller, die Zeit mit eigenständigem Lernen zu verbringen. Auch haben die AG-Leiter häufig wenig Einblicke in die konkreten Anforderungen im Examen, sodass man nicht einmal besonders hilfreiche Tipps oder ähnliches erfährt.  
  • Inhalt: Inhaltlich ist die Arbeitsgemeinschaft nach Rechtsgebieten unterteilt, so gibt es etwa Unterrichtseinheiten zum Mietrecht, zum Kaufrecht usw.
  • Klausuren: Bestandteil der Arbeitsgemeinschaft sind auch Klausuren. Grundsätzlich handelt es sich dabei auch um alte Examensklausuren, allerdings werden die Klausuren von den AG-Leitern korrigiert und häufig werden die Lösungsskizzen nicht herausgegeben. Entsprechend sind die Klausuren im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft nicht hilfreich.
  • Zwangsvollstreckungsrecht: Referendare sollten bedenken, dass innerhalb der Arbeitsgemeinschaft auch das Zwangsvollstreckungsrecht besprochen wird. Auch wenn dieses inhaltlich eigentlich besser zur Zivilstation passt, wird dieses erst in der Anwaltsstation besprochen. Dies müssen insbesondere Referendare auf dem Schirm haben, welche die AG nicht besuchen, da man sonst das Zwangsvollstreckungsrecht schnell vergessen kann.
  • Examensvorbereitung: Um das für das Examen erforderliche Wissen zu erlernen, sind die Kaiser-Skripte empfehlenswert. Spezifische Unterlagen für Mecklenburg-Vorpommern gibt es nicht.

Wissenswertes zur praktischen Ausbildung

Die praktische Ausbildung erfolgt im Rahmen der Anwaltsstation – wie der Namen schon verrät – bei einem Rechtsanwalt. Dabei gibt es einige Aspekte zu beachten:

  • Notar / Rechtsabteilung: Grundsätzlich erfolgt die Ausbildung bei einem Rechtsanwalt. Es ist allerdings möglich, bis zu drei Monate bei einem Notar oder einer sonstigen Stelle zu verbringen, sofern dort eine sachgerechte Ausbildung in Rechtsgestaltung und Rechtsberatung sichergestellt ist. Dies bedeutet insbesondere, dass es auch möglich ist, bis zu drei Monate der Station in einer Rechtsabteilung zu verbringen. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass es in Rechtsabteilungen ungewöhnlich ist, Tauchzeiten zu gewähren. Entsprechend sollte man also überlegen, ob die drei Monate in einer Rechtsabteilung trotzdem dazu führen, dass man genügend Zeit für die Examensvorbereitung hat.
  • Anderes Bundesland: In der Anwaltsstation ist es möglich, in einem anderen Bundesland die Station zu absolvieren. In diesem Fall wird man auch von der Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft befreit. Es ist allerdings nicht möglich, die Station im Ausland zu verbringen, diese Möglichkeit besteht nur in der Wahlstation.
  • Aufteilen: Es ist möglich, die Anwaltsstation aufzuteilen. Besonders sinnvoll ist dies für Referendare, welche die Verwaltungsstation nicht in Mecklenburg-Vorpommern verbracht haben und auch die Anwaltsstation und Wahlstation außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns verbringen möchten. Wenn man einen Anwalt findet, der einen die gesamte Zeit der Zuweisung tauchen lässt, kann man die Anwaltsstation für bis zu 6 Monate außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns verbringen. Anschließend verbringt man drei Monate bei dem Anwalt in Mecklenburg-Vorpommern zum Tauchen. So schafft man es, dass man maximal 12 Monate des Referendariats außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern verbringt.

Wie ist die Examensvorbereitung?

Neben den Arbeitsgemeinschaften besteht die Examensvorbereitung primär aus einem Klausurenkurs, in dem originale Examensklausuren gestellt werden.

  • Frequenz: Grundsätzlich soll einmal im Monat eine Klausur pro Fach (Strafrecht, Öffentliches Recht usw.) geschrieben werden. Dies wird allerdings nicht stringent durchgezogen, sodass es passieren kann, dass der Klausurenkurs gelegentlich ausfällt.
  • Überschneidungen: Außerdem passiert es häufig, dass die Klausuren aus der Arbeitsgemeinschaft auch als Klausur im Klausurenkurs gestellt werden. Dies ist natürlich nicht hilfreich, da Referendare dadurch weniger Klausurentraining erlangen.
  • Qualität der Korrektur: Die Qualität der Korrektur schwankt stark. So gibt es einige Korrektoren, die sich viel Zeit für das Feedback nehmen und ausführliche Voten schreiben. Andere Korrektoren nehmen sich hingegen sehr wenig Zeit, sodass der Lerneffekt entsprechend niedrig ist. Insbesondere im öffentlichen Recht gelten die Korrekturen allerdings als besonders wenig hilfreich.

Außerdem sollten Referendare bedenken, dass es in Schwerin keine Universität gibt und das Landgericht ebenfalls keine Bibliothek hat, sodass Referendare zu Hause lernen müssen oder in die öffentliche Bücherhalle, welche allerdings nicht wirklich zum Lernen geeignet ist. Dies ist in Rostock und Stralsund (jdf. wenn man in Greifswald wohnt) deutlich besser. Referendare, die sich für das Referendariat in Neubrandenburg interessieren, sollten bedenken, dass die meisten Referendare am Landgericht Neubrandenburg in Berlin wohnen und nach Neubrandenburg pendeln.

Häufig gestellte Fragen