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Networking Anwalt

Wie geht Networking als Anwalt?

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JurInsight Team
Aktualisiert am 
8.3.2025
6
 Min. Lesedauer

Das Wichtigste in Kürze:

  • Setze sowohl auf internes als auch externes Networking: Engagiere dich in der Kanzlei, knüpfe Kontakte über Teams hinweg und nutze Alumni-Netzwerke oder Fachveranstaltungen für wertvolle externe Beziehungen.
  • Langfristige Beziehungspflege zählt: Ein gutes Netzwerk entsteht nicht über Nacht – halte den Kontakt, sei hilfsbereit und nutze LinkedIn oder Kanzlei-Events, um in Erinnerung zu bleiben.
  • Networking beginnt mit kleinen Gesten: Sei offen, grüße Kollegen, nutze Small Talk und stelle dich aktiv vor.

Warum sollte man als Jurist networken?

Fachliche Kompetenz allein reicht nicht aus, um in einer Anwaltskanzlei oder der Verwaltung befördert zu werden. Gerade in großen Wirtschaftskanzleien zählen Beziehungen und ein gutes Netzwerk beinahe genauso viel wie Prädikatsexamina. Durch gezieltes Networking für Juristen kannst du:

  • Karrierechancen verbessern: Viele Jobs und Mandate werden über Kontakte vermittelt. Ein breites Netzwerk kann Türen zu neuen Karrieremöglichkeiten öffnen – sei es durch einen Wechsel in eine andere Großkanzlei oder durch eine Beförderung.
  • Wissen und Tipps austauschen: Im Gespräch mit Kollegen erfährst du von aktuellen Entwicklungen, Insider-Tipps oder spannenden Fällen. So bleibst du fachlich up to date und lernst aus den Erfahrungen anderer.
  • Mentoren und Unterstützer finden: Ein gutes Netzwerk hilft dir, Mentoren oder Fürsprecher zu finden, die dich fördern. In einer Großkanzlei kann ein erfahrener Partner als Mentor den entscheidenden Unterschied für deine Entwicklung machen.
  • Mandanten akquirieren: Spätestens als Anwalt mit eigener Verantwortung wird Networking auch für die Mandatsakquise wichtig. Kontakte von früher – ehemalige Kommilitonen, Referendarskollegen oder Bekannte – können später in Positionen sein, in denen sie Anwälte beauftragen. Dann zahlt es sich aus, wenn man in Erinnerung geblieben ist.

Kurz gesagt: Networking schafft Vertrauen und Sichtbarkeit. Die besten fachlichen Leistungen nützen wenig, wenn niemand davon weiß. Durch Networking werden deine Erfolge sichtbar – und du selbst auch.

Tipps für den Einstieg

Die ersten Tage in einer Kanzlei sind unglaublich aufregend, aber auch sehr anstrengend. Man lernt lauter neue Namen, Gesichter und Abläufe kennen. Trotzdem sollte man sich immer bewusst sein, dass der Eindruck aus den ersten Tagen in der Kanzlei auf lange Zeit prägend ist. Dein Ziel sollte sein, einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen, ohne dich zu verstellen.

Alltags-Tipps für den Einstieg:

  • Sei offen und grüße jeden: Ja, auch alle Personen auf dem Gang, die du noch nicht kennst. Ein simples „Hallo“ oder „Guten Morgen“ wirkt in Kombination mit einem Lächeln freundlich und zeigt, dass du dazugehörst.
  • Small Talk nicht unterschätzen: Die Kaffeemaschine ist ein klassischer Networking-Hotspot. Ein kurzer Austausch über das letzte Wochenende oder die Bundesliga kann Wunder wirken.
  • Vorstellungsrunde machen: Auch wenn es Überwindung kostet, stell dich in den ersten Tagen aktiv bei Kollegen vor und suche aktiv das Gespräch, anstatt nur zu warten, dass du angesprochen wirst. So lernst du mehr Kollegen kennen und hinterlässt gleich einen offenen und kommunikativen Eindruck.  
  • Dresscode beachten: Klar, nicht jede Kanzlei verlangt heute noch einen Anzug oder gar eine Krawatte. Aber kleide Dich gerade am Anfang lieber etwas formeller als zu locker. Nach ein paar Tagen merkst du, wie der Dresscode gelebt wird und kannst deinen Kleidungsstil anpassen.
  • Kleiner Trick: Kuchen mitbringen! Klingt banal, aber es funktioniert – bringt man am zweiten oder dritten Tag etwas mit, hat man direkt eine Möglichkeit, sich auf sympathische Weise vorzustellen.

Networking im Alltag der Großkanzlei

In einer Großkanzlei mit hunderten Anwälten und Mitarbeitern ist Networking sowohl intern als auch extern entscheidend. Internes Networking bedeutet, sich innerhalb der Kanzlei zu vernetzen, mit Kollegen über alle Hierarchieebenen hinweg. Externes Networking heißt, außerhalb der Kanzlei Kontakte zu knüpfen.

Internes Networking

In großen Kanzleien besteht die Gefahr, nur „ein Rädchen im Getriebe“ zu sein. Daher ist es wichtig, intern sichtbar zu werden. Vernetze dich mit Kollegen aus anderen Rechtsbereichen und Standorten. Ein paar Beispiele:

  • Kanzlei-Events nutzen: Nimm an Kanzlei-Veranstaltungen teil – vom Sommerfest bis zur Weihnachtsfeier. Auch informelle Treffen wie der After-Work am Freitagabend oder der gemeinsame Sport in der Kanzlei-Gruppe bieten Gelegenheit, Kollegen abseits des Schreibtischs kennenzulernen. Ein lockeres Gespräch an der Kaffeemaschine kann der Anfang einer wertvollen Bekanntschaft sein.
  • Lunch-Termine: Gemeinsame Mittagessen mit Kollegen sind ideale Möglichkeit die Menschen, mit denen du arbeitest, besser kennenzulernen, auch auf persönlicher Ebene. Wenn du dich mit Kollegen zum Mittagessen verabredest, schicke eine Outlook-Einladung – das ist in Kanzleien völlig normal, sorgt dafür dass ihr euer „Lunch-Date“ nicht vergesst und zeigt, dass du gut organisiert bist.
  • Austausch zwischen Teams: Suche den Kontakt zu Associates und Partnern anderer Fachbereiche. Wenn du z.B. im Gesellschaftsrecht tätig bist, lohnt es sich, auch die Kollegen aus dem Steuerrecht oder Arbeitsrecht zu kennen. So erfährst du von bereichsübergreifenden Projekten und kannst ggf. mit deinem Know-how beitragen. Die Devise lautet: über den Tellerrand schauen – Großkanzleien arbeiten oft interdisziplinär, und wer ein gutes internes Netzwerk hat, wird häufiger für spannende Fälle vorgeschlagen.
  • Mentoring und Patenschaft: Viele Großkanzleien bieten Mentoring-Programme an. Nutze solche Angebote, um von der Erfahrung älterer Anwälte zu profitieren. Ein Mentor oder eine Mentorin kann dich mit wichtigen Personen in der Kanzlei bekannt machen und dir wertvolles Feedback geben. Scheue dich nicht, proaktiv auf erfahrene Kollegen zuzugehen und um Rat zu fragen – die meisten teilen ihr Wissen gern, wenn das Interesse ehrlich ist.
  • Business Services einbeziehen: Networking beschränkt sich nicht nur auf Anwälte. Gute Kontakte zu den Business Services (Sekretariat, Business Development, IT, Personal etc.) sind Gold wert. Gerade Assistentinnen und Assistenten in Sekretariaten haben oft ein großes internes Netzwerk und können in der Kanzlei viel für dich bewegen. Ein gutes Verhältnis zu ihnen erleichtert den Alltag enorm und trägt zu deinem positiven Ruf bei.

Externes Networking

Über den Kanzlei-Tellerrand hinaus lohnt es sich, ein Netzwerk in der gesamten Rechtsbranche aufzubauen. Als Jurist in einer Großkanzlei triffst du bei Mandanten, auf Fachveranstaltungen oder über Alumni-Netzwerke viele weitere Juristen und potenzielle Geschäftspartner. Externes Networking bringt folgende Chancen:

  • Branchenkontakte und Reputation: Durch das Verfassen von Fachbeiträgen und die regelmäßige Präsenz auf Fachtagungen und Verbandstreffen baust du dir einen Namen in der Branche auf. Die Kollegen dort merken sich, wer fachlich kompetent und sympathisch auftritt – das kann zu Empfehlungen führen, wenn irgendwo ein Spezialist gesucht wird.
  • Alumni-Netzwerke nutzen: Halte Kontakt zu ehemaligen Studienkollegen, Referendariatsbekanntschaften oder Ex-Kollegen, die in andere Unternehmen gewechselt sind. Auch viele Großkanzleien haben eigene Alumni-Clubs oder veranstalten Ehemaligentreffen. Diese Netzwerke sind äußerst wertvoll, denn heute Kommilitone, morgen Inhouse-Jurist beim Top-Mandanten – solche Wege sind nicht selten.
  • Mandantenkontakte pflegen: Natürlich zählen auch Mandanten selbst zu deinem externen Netzwerk. Jede Begegnung mit einem Mandanten ist eine Gelegenheit, eine langfristige Beziehung aufzubauen. Wer als vertrauenswürdiger und aufmerksamer Ansprechpartner in Erinnerung bleibt, hat einen großen Vorteil – zufriedene Mandanten empfehlen dich intern weiter und kommen bei neuen Rechtsfragen gerne wieder auf dich und deine Kanzlei zurück.

Tipp: Versuche, internes und externes Networking miteinander zu verbinden. Wenn deine Kanzlei junge Anwälte zu Networking-Events schickt, ergreife die Chance. Du schlägst zwei Fliegen mit einer Klappe: Du lernst neue Leute außerhalb der Kanzlei kennen und zeigst innerhalb der Kanzlei Engagement, weil du die Kanzlei nach außen repräsentierst.

6 Tipps für erfolgreiches Networking als Jurist

Wie gelingt nun ganz konkretes Networking? Hier sind fünf praxisnahe Tipps für erfolgreiches Networking, die sowohl in der Großkanzlei als auch außerhalb gelten:

  1. Frühzeitig anfangen und Gelegenheiten nutzen: Schon als Referendar oder Jobeinsteiger kannst du wertvolle Kontakte knüpfen. Geh mit den Kollegen aus der Station Mittagessen, besuche die Vorstellungsrunden neuer Mitarbeiter oder nimm an Kanzlei-Seminaren teil. Je eher du beginnst, desto natürlicher wächst dein Netzwerk mit der Zeit. Nutze jede Gelegenheit: selbst ein kurzer Chat nach einem Meeting oder ein Kontakt via LinkedIn kann der Anfang eines guten Netzwerks sein.
  2. Offen und interessiert auf andere zugehen: Networking heißt vor allem, authentisches Interesse an anderen Menschen zu zeigen. Hör aktiv zu, stelle Fragen und merke dir, was dein Gegenüber erzählt. Gerade in der Juristenwelt schätzen Leute fachlichen Austausch auf Augenhöhe und echtes persönliches Interesse. Auf externen Events gilt: Trau dich, jemanden anzusprechen – viele sind dankbar, wenn das Eis gebrochen wird.
  3. Qualität vor Quantität: Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Visitenkarten zu sammeln, sondern die richtigen Kontakte zu knüpfen. Überlege dir, mit wem du dich vernetzen möchtest: Personen, die ähnliche Interessen haben, in deiner Fachrichtung tätig sind oder beruflich bereits dort stehen, wo du hinwillst. Ein paar gute, interessante Unterhaltungen bringen mehr als oberflächlicher Smalltalk mit duzenden Leuten.  
  4. Baue Brücken zwischen Menschen: Vernetze auch mal zwei oder mehr deiner Kontakte miteinander, von denen du glaubst, dass sie sich gegenseitig helfen könnten. So positionierst du dich als wertvolle Drehscheibe im Netzwerk.
  5. Online-Netzwerke clever einsetzen: Neben dem persönlichen Kontakt spielt digitales Networking eine immer größere Rolle. Pflege dein Profil auf LinkedIn. Teile gelegentlich interessante Artikel oder eigene Erfahrungen, um sichtbar zu bleiben. Wichtig: Vernetze dich online sinnvoll – schicke nicht blind jedem Partner einer Kanzlei eine Anfrage, sondern schreibe eine kurze persönliche Nachricht dazu, warum du dich vernetzen möchtest (z.B. gemeinsamer Fachbereich, kennengelernt auf einer Tagung, o.ä.). Nutze Online-Plattformen auch, um dezent auf dich aufmerksam zu machen: Gratuliere Kontakten zu Erfolgen oder veröffentliche Fachbeiträge, um Expertise zu zeigen.
  6. Beziehungen pflegen und langfristig denken: Networking endet nicht mit dem Austausch der Kontaktdaten – im Gegenteil, dann geht es erst richtig los. Pflege deine bestehenden Kontakte aufrichtig. Das heißt: Melde dich hin und wieder, ohne direkt etwas zu wollen. Triff dich mit deinem Mentor/deiner Mentorin regelmäßig auf einen Kaffee, um in Kontakt zu bleiben. Geben statt Nehmen lautet die wichtigste Regel: Biete deine Hilfe an, teile hilfreiche Informationen und sei als Ansprechpartner da. Und selbst wenn nicht sofort etwas zurückkommt – langfristig zahlt sich ein gepflegtes Netzwerk immer aus.

Häufig gestellte Fragen

Wie baut man sich als Anwalt ein eigenes Geschäft auf?
Um sich eigenes Geschäft als Anwalt aufzubauen, ist es wichtig, bei potentiellen Mandanten sichtbar zu sein. Dafür hilft es, sich viel zum Treffen, Vorträge zu halten und anderweitig bekannt zu sein.
Wie networked man als Rechtsanwalt?
Es ist sinnvoll, zu möglichst vielen Veranstaltungen zu gehen, zu veröffentlichen und sich auf Events aufzuhalten, zu denen auch potentielle Mandanten kommen.
Wann sollte man als Rechtsanwalt mit dem Networking anfangen?
Es ist sinnvoll, so früh wie möglich mit dem Networking anzufangen.
Ab wann müssen sich Rechtsanwälte ein eigenes Geschäft aufbauen?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, ab dem 3. Berufsjahr damit anzufangen, sich ein eigenes Netzwerk und Geschäft aufzubauen.
Ist Networking als Anwalt wichtig?
Networking ist für Anwälte sehr wichtig. Nur wenn Anwälte ein eigenes Netzwerk haben, werden sie dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich sein.