Berufseinstieg als Rechtsanwalt: Auswahl der Kanzlei
Das Wichtigste in Kürze:
- Interessen und Karrierezielen: Großkanzleien bieten hohe Gehälter und Spezialisierung, mittelständische Kanzleien mehr Vielfalt und Work-Life-Balance und Boutiquen tiefgehende Expertise in Nischenbereichen. Eine Beförderung zum Partner ist in kleineren Kanzleien grundsätzlich realistischer.
- Arbeitskultur, Karriereperspektiven und Gehalt: Prüfe, ob die Kanzlei Mentoring, transparente Aufstiegschancen und ein Gehalt bietet, das zu Deinen Erwartungen passt.
- Entscheidungsfindung: Stationen im Referendariat, Portale wie JurInsight und Gespräche mit Associates helfen Dir, ein realistisches Bild der Kanzlei zu bekommen.
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Die Auswahl der richtigen Kanzlei ist die Grundlage Deiner Karriere. Deswegen ist es wichtig, eine Kanzlei zu finden, die zu Deinen Vorstellungen passt. Dabei stellen sich im wesentlichen zwei Fragen:
- Großkanzlei, mittelständische Kanzlei oder Boutique: Die erste Frage ist, in was für einer Kanzlei du anfangen möchtest. Die Arbeitsweise, das Gehalt, die Aufstiegschancen sind bei den Kanzleitypen sehr unterschiedlich.
- Passende Kanzlei: In einem zweiten Schritt geht es darum, eine Kanzlei zu finden, die zu Dir passt.
Was für Kanzleitypen gibt es?
Es gibt grundsätzlich vier Arten von Kanzleien, Großkanzleien, mittelständische Kanzleien, Boutiquen und kleine Kanzleien.
- Großkanzlei: Großkanzleien sind international vernetzte Wirtschaftskanzleien wie z.B. Linklaters, Hengeler Müller oder Freshfields, die oft mehrere hundert bis tausend Anwälte beschäftigen. Sie arbeiten mit Großkonzernen, Banken und internationalen Finanzinvestoren zusammen und decken nahezu alle wirtschaftsrechtlichen Rechtsgebiete ab, darunter etwa Gesellschaftsrecht, M&A und Litigation.
- Mittelständische Kanzlei: Mittelständische Kanzleien beschäftigen zwischen 20 und 50 Anwälte und beraten sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen. Typischerweise ist das Aufgabenspektrum von Anwälten in einer mittelständischen Kanzlei breiter als in einer Großkanzlei und auch Anwälte habe schon direkt nach dem Berufseinstieg direkten Mandantenkontakt.
- Boutique: Boutique-Kanzleien sind meist kleinere, hochspezialisierte Kanzleien mit Fokus auf ein bestimmtes Rechtsgebiet, etwa Gesellschaftsrecht, Steuerrecht oder Litigation.
- Kleinere Kanzleien: In kleineren Kanzleien arbeiten zwischen einem und 20 Anwälten. Der Unterschied zu einer Boutique-Kanzlei besteht darin, dass eine Boutique hochspezialisiert ist und deshalb nur in einem oder wenigen Rechtsgebieten berät. Kleinere Kanzleien sind hingegen nicht bzw. deutlich weniger spezialisiert. Kleinere Kanzleien beraten Mandanten häufig in allen Rechtsfragen, ohne vertiefte Kenntnisse in diesen Bereichen zu haben.
Welche Kanzleiform passt zu Dir?
Je nach Größe und Spezialisierung unterscheiden sich Kanzleien stark in ihrer Arbeitsweise, Mandantenstruktur und Karriereperspektiven. Ein Überblick über die wichtigsten Kanzleitypen hilft dir, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Die Großkanzlei: Prestige, Spezialisierung und hohe Gehälter
Folgendes Erwartet Dich in einer Großkanzlei:
- Hohe Spezialisierung: Du arbeitest oft an großen, komplexen Fällen, aber meist nur in einem spezifischen Bereich (z. B. Gesellschaftsrecht, M&A oder Schiedsverfahren). Entsprechend ist der fachliche Fokus sehr speziell. Wer beispielsweise in einer Großkanzlei jahrelang Steuerklauseln für M&A-Kaufverträge entwirft, wird anschließend kaum in der Lage sein, die typischen steuerrechtlichen Probleme eines mittelständischen Unternehmens kompetent zu beraten.
- Attraktive Vergütung: Großkanzleien zahlen (sehr) hohe Einstiegsgehälter zwischen 140.000 und 200.000 € pro Jahr sind keine Seltenheit. Je nach Kanzlei ist es dazu noch möglich, dass das Gehalt in den kommenden Jahren stark ansteigt.
- Exzellente Weiterbildungsmöglichkeiten: Viele Großkanzleien unterstützen Dich bei LL.M.-Programmen, ermöglichen Secondments bei Mandanten, meist große internationale Unternehmen oder Finanzinvestoren, und bilden dich mit internen Schulungen fort.
- Internationale Mandate: Aufgrund der Mandatsstruktur hast Du in Großkanzleien oft die Möglichkeit, in internationalen Teams an grenzüberschreitenden Mandaten zu arbeiten. Entsprechend sind Dienstreisen, Arbeit auf Englisch usw. möglich.
- Hohe Arbeitsbelastung: Wöchentliche Arbeitszeiten von 60-80 Stunden pro Woche sind in Großkanzleien keine Seltenheit. Dazu kommt, dass es häufig unvorhersehbar ist, wann genau gearbeitet wird. Entsprechend kann es – je nach Kanzlei – auch passieren, dass ab und zu eine Verabredung oder sogar ein Urlaub abgesagt / verschoben werden muss.
- Geringere Mandantenkontakte: Anwälte in Großkanzleien sind meist in großen Teams tätig, sodass Anwälte am Anfang der Karriere wenig direkten Kontakt zu Entscheidungsträgern bei den Mandanten haben.
- Hierarchische Strukturen: In Großkanzleien sind die Karrierewege klar definiert, aber der Aufstieg zum Partner ist anspruchsvoll und ungewiss. Allerdings ist es durchaus üblich, in einer Großkanzlei anzufangen und dann später als Partner in eine mittelständische Kanzlei zu wechseln.
Kleinere und mittelständische Kanzleien: Flexibilität und direkter Mandantenkontakt
Folgendes erwartet Dich in einer mittelständischen Kanzlei:
- Vielfältige Rechtsgebiete: Anwälte arbeiten in mittelständischen Kanzleien oft weniger spezialisiert als in Großkanzleien. Es ist üblicherweise möglich, in mehreren Rechtsgebieten gleichzeitig zu arbeiten, z.B. erfolgt die Beratung sowohl im Gesellschaftsrecht als auch im Arbeitsrecht. Insbesondere für Berufseinsteiger, die sich noch nicht auf ein Rechtsgebiet festgelegt haben, kann dies ein Weg sein, sich zu Beginn der Karriere noch nicht auf ein Rechtsgebiet festlegen zu müssen.
- Bessere Work-Life-Balance: Zwar gibt es auch in einer mittelständischen Kanzlei stressige Phasen, allerdings ist die Wochenarbeitszeit oft etwas niedriger als in einer Großkanzlei.
- Direkte Mandantenkontakte: In kleineren und mittelständischen Kanzleien arbeiten Anwälte schon deutlich früher mit dem Mandanten zusammen. Dazu treffen Anwälte häufig schon deutlich früher eigenverantwortliche Entscheidungen.
- Gehalt unterhalb der Großkanzleien: Einstiegsgehälter liegen in mittelständischen Kanzleien meist zwischen 75.000 und 110.000 € im Jahr. In kleineren Kanzleien liegt das Gehalt ca. Zwischen 50.000 und 80.000 € im Jahr. Auch steigen die Gehälter in kleineren und mittelständischen Kanzleien üblicherweise weniger stark als in Großkanzleien. Große Gehaltssprünge sind in kleineren und mittelständischen Kanzleien insbesondere im Rahmen von Beförderungen möglich.
- Weniger internationale Mandate: Mittelständische Kanzleien beraten deutlich seltener Großunternehmen als Großkanzleien. Selbst wenn kleinere bzw. mittelständische Kanzleien Großunternehmen beraten werden, dann nur selten in grenzüberschreitenden oder komplexen Rechtsfragen, sondern tendenziell eher bei den weniger anspruchsvollen Fällen.
- Aufstiegsmöglichkeiten variieren: Während einige kleinere und mittelständische Kanzleien schnelle Karriereschritte ermöglichen, sind in anderen die Hierarchien flach. Entsprechend ist es wichtig, dass du dich vorab genau informierst, damit deine Karrierepläne zu der Kanzlei passen. Dazu solltest Du auch darauf achten, in welchem Umfang du die Möglichkeit bekommst, Dir ein eigenes Netzwerk aufzubauen. So ermöglichen es etwa einige Partner, zu Veranstaltungen mitzukommen und gemeinsam Aufsätze zu veröffentlichen, während andere Partner insoweit zurückhalten sind.
- Weniger Bekanntheit: Insbesondere für Rechtsanwälte, die sich vorstellen können, perspektivisch in eine andere Kanzlei oder ein Unternehmen zu wechseln, ist es von Bedeutung, dass Boutiquen weniger bekannt sind als Großkanzleien. Sowohl bei der Einstellung als auch bei der weiteren Karriere ist das Renommee der bisherigen Arbeitgeber von Bedeutung. Insoweit hilft die deutlich höhere Bekanntheit von Großkanzleien.
Die Boutique-Kanzlei: Hohe Spezialisierung und flache Hierarchien
Boutique-Kanzleien sind im Prinzip ein Mix aus Großkanzleien und mittelständischen Kanzleien. Einerseits bearbeiten Boutique-Kanzleien hochanspruchsvolle Mandate und haben häufig sehr renommierte Mandanten. Allerdings haben sie eher die Größe einer kleinen oder mittelständischen Kanzlei.
- Hohe Spezialisierung: Boutique-Kanzleien sind häufig sehr spezialisiert. So gibt es beispielsweise Boutique-Kanzleien, die auf das Sport- oder Kunstrecht spezialisiert sind. Solche Kanzleien sind für Dich ideal, wenn du dich früh in ein bestimmtes Rechtsgebiet vertiefen möchtest.
- Persönliche Atmosphäre: In kleinen Teams sind die Hierarchien oft flacher, und du kannst dich direkt mit Partnern austauschen. Dazu gibt es häufig deutlich weniger Associates pro Partner. Entsprechend ist der Kontakt und auch die Ausbildung durch die Partner intensiver.
- Eigenverantwortung: Rechtsanwälte in Boutiquen arbeiten häufig deutlich eigenverantwortlicher, da die Teams tendenziell kleiner sind, sodass die beteiligten Anwälte mehr Entscheidungen selbst treffen.
- Gehalt: Die Gehälter in Boutiquen schwanken extrem stark. Während manche Boutiquen Einstiegsgehälter wie Großkanzleien zahlen, liegt bei anderen Kanzleien die Vergütung auf dem Niveau einer mittelständischen Kanzlei.
- Weiterbildung: Die Weiterbildung erfolgt bei vielen Boutique-Kanzleien “on the Job”. Zusätzliche Weiterbildungsveranstaltungen etwa in Form von Seminaren, Fortbildungen usw. werden zwar gelegentlich angeboten, allerdings sind die Angebote seltener und häufig weniger umfangreich als in Großkanzleien.
- Weniger Bekanntheit: Insbesondere für Rechtsanwälte, die sich vorstellen können, perspektivisch in eine andere Kanzlei oder ein Unternehmen zu wechseln, ist es von Bedeutung, dass Boutiquen weniger bekannt sind als Großkanzleien. Sowohl bei der Einstellung als auch bei der weiteren Karriere ist das Renommee der bisherigen Arbeitgeber von Bedeutung. Insoweit hilft die deutlich höhere Bekanntheit von Großkanzleien.
Wie du die perfekte Kanzlei für Dich findest
Die Wahl der passenden Kanzlei für deinen Berufseinstieg ist eine der wichtigsten Entscheidungen für deine juristische Karriere. Sie beeinflusst nicht nur dein Arbeitsumfeld, sondern auch deine Spezialisierung, deine Aufstiegschancen und deine langfristige Zufriedenheit im Beruf. Damit du eine fundierte Entscheidung treffen kannst, solltest du folgende Faktoren berücksichtigen:
- Rechtsgebiet
- Karriereperspektiven
- Arbeitsweise
- Arbeitsbelastung
- Gehalt
- Mandatsstruktur
- Standort
Fachliche Ausrichtung: Welches Rechtsgebiet interessiert dich?
Zunächst solltest du dir überlegen, in welchem Bereich du zukünftig arbeiten möchtest. In Großkanzleien gibt es oft eine starke Spezialisierung, während du in mittelständischen Kanzleien und Boutiquen breiter aufgestellt bist.
Im Folgenden stellen wir Dir ein paar Rechtsgebiete vor:
- Corporate: Das Gesellschaftsrecht ist grundsätzlich unterteilt in das “Corporate Housekeeping”, also alle gesellschaftsrechtlichen Fragen, die im normalen Betrieb eines Unternehmens auftauchen. Sowie den Bereich “M&A”, also Unternehmensübernahmen und Unternehmenszusammenschlüsse. Im Corporate sind internationale Großkanzleien führend.
- Litigation: Der Bereich Litigation erfasst das Führen von Gerichtsprozessen vor staatlichen Gerichten und Schiedsgerichten. Viele Großkanzleien haben spezialisierte Litigation-Abteilungen, es gibt allerdings auch sehr renommierte Boutiquen, die auf Augenhöhe mit den Großkanzleien spielen.
- Arbeits- oder Steuerrecht: Full Service Kanzleien haben in der Regel Teams in diesen Bereichen, oft sind diese aber eher ein „Anhängsel“ zur Transaktionspraxis. Mittelständische Kanzleien oder spezialisierte Boutiquen sind daher in diesem Bereich für viele die beste Wahl, sofern man in dem Rechtsgebiet ganzheitlich arbeiten und ausgebildet werden möchte.
- Allgemeines Zivilrecht: Wer im allgemeinen Zivilrecht arbeiten möchte, ist grundsätzlich in mittelständischen oder kleinen Kanzleien besser aufgehoben. Dabei reicht die Beratung von Verkehrsunfällen bis zu Sorgerechtsstreitigkeiten. Entsprechende Rechtsfragen sind für Großkanzleien grundsätzlich weniger interessant.
Falls du dir noch unsicher bist, solltest du mal einen Blick auf unseren Beitrag zur Auswahl des richtigen Rechtsgebiets [Link] werfen.
Karriereperspektiven: Welche Entwicklungsmöglichkeiten bietet die Kanzlei?
Die Aufstiegschancen sind ein entscheidender Faktor für die Auswahl der Kanzlei, wenn du eine langfristige Karriere in einer Kanzlei anstrebst. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Kanzleitypen:
- Großkanzlei: Die Karriereleiter ist klar strukturiert. Nach einigen Jahren als Associate kannst du zum Senior Associate aufsteigen. Die Hürde zum Partner ist jedoch hoch – nur wenige schaffen diese Beförderung. Viele verlassen die Großkanzlei nach einigen Jahren für eine Inhouse-Position oder eine andere Kanzlei. Näheres zur Karriere in der Großkanzlei findest du hier.
- Kleinere und mittelständische Kanzleien: Der Aufstieg zum Partner ist oft transparenter und realistischer als in Großkanzleien. Allerdings gibt es nicht immer eine festgelegte Struktur, sodass du dich früh über die internen Karrierewege informieren solltest. Dazu ist der Wechsel aus einer Großkanzlei in eine kleinere Kanzlei einfach möglich, um Partner zu werden. Ein Wechsel aus einer mittelständischen Kanzlei in die nächste, um Partner zu werden, ist hingegen schwierig.
- Boutique-Kanzlei: Da die Teams kleiner sind, ist die Beförderung zum Partner theoretisch schneller möglich. Allerdings gibt es oft weniger Positionen, und die Kanzlei kann nicht unbegrenzt wachsen. Entsprechend sollte man die Altersstruktur der bestehenden Partner und das Wachstum der Kanzlei in Betracht ziehen, um zu beurteilen, ob es realistisch ist, perspektivisch befördert zu werden.
Wichtige Fragen, die du dir stellen solltest:
- Gibt es einen klar definierten Karriereweg in der Kanzlei?
- Wie viele Associates haben in den letzten Jahren den Sprung zum Partner geschafft bzw. wie sahen die Wechsel von Associates in den letzten Jahren aus?
- Gibt es alternative Karrierepfade, z. B. Counsel- oder Salary-Partner-Modelle?
Arbeitskultur und Kanzleiklima: Passen Arbeitsweise und Team zu Dir?
Jede Kanzlei hat ihre eigene Kultur und Dynamik. Während Großkanzleien oft durch ein leistungsorientiertes Umfeld geprägt sind, legen mittelständische Kanzleien und Boutiquen oft mehr Wert auf eine persönliche Arbeitsatmosphäre.
- Wie wird mit Associates umgegangen? Gibt es regelmäßige Feedbackgespräche und eine offene Kommunikation?
- Gibt es Mentoring-Programme? Viele Großkanzleien bieten strukturierte Programme, während kleinere Kanzleien oft informeller agieren.
- Wie sind die Hierarchien? In Großkanzleien gibt es oft größere Teams mit hierarchischen Strukturen, während in kleineren Kanzleien der Austausch mit Partnern direkter ist.
- Wie sieht der Umgang mit Fehlern aus? In einer lernfreundlichen Umgebung kannst du dich schneller entwickeln.
- Personal fit: Am Ende ist es auch wichtig, sich wohlzufühlen. Ob Du dich mit dem Team verstehst, findest du am besten im persönlichen Gespräch oder noch besser im Rahmen einer Station im Referendariat, einer Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter o.ä. heraus.
Work-Life-Balance: Wie hoch ist die Arbeitsbelastung?
Arbeitszeiten sind ein entscheidender Faktor, der sich je nach Kanzlei stark unterscheidet.
- Großkanzlei: Eine Arbeitsbelastung von 60–80 Stunden pro Woche ist keine Seltenheit, besonders in arbeitsintensiven Bereichen wie M&A oder Prozessführung. In Kanzleien, welche auf das Transaktionsgeschäft spezialisiert sind, kann die Arbeitsbelastung in Spitzenzeiten auch noch einmal deutlich höher liegen.
- Kleinere und Mittelständische Kanzleien: Hier sind die Arbeitszeiten oft moderater, im Schnitt arbeiten Rechtsanwälte zwischen 40 bis 50 Stunden pro Woche.
- Boutique-Kanzlei: Die Work-Life-Balance kann stark variieren, abhängig von Spezialisierung und Mandatslage. Denkbar ist alles von der 40 Stundenwoche, bis zu einer Arbeitsbelastung wie in der Großkanzlei.
Überlege dir, wie viel Freizeit und Flexibilität du für dich einplanen möchtest und ob du mit einer hohen Arbeitsbelastung langfristig zufrieden bist.
Gehalt und Zusatzleistungen: Wie wichtig ist Dir die Vergütung?
Das Gehalt variiert je nach Kanzleiform und Standort erheblich:
- Großkanzleien zahlen die höchsten Gehälter, oft zwischen 140.000 und 200.000 € im ersten Jahr.
- Mittelständische Kanzleien bieten oft Einstiegsgehälter zwischen 75.000 und 110.000 €.
- Kleinere Kanzleien zahlen üblicherweise zwischen 50.000 und 80.000 € als Einstiegsgehalt.
- Boutique-Kanzleien haben eine große Bandbreite, je nach Spezialisierung und Marktnische. Manche zahlen wie Großkanzleien, andere liegen auf dem Niveau mittelständischer Kanzleien.
Neben dem Grundgehalt solltest du auf Zusatzleistungen achten, wie:
- Bonuszahlungen und Kriterien, um den Bonus zu erhalten
- Gehaltsentwicklung in den folgenden Jahren
- Mobilitätszuschüsse oder Dienstwagen
- LL.M.- oder Promotionsförderung
- Homeoffice-Regelungen
Tipp: Insbesondere die Gehaltsentwicklung in den folgenden Jahren wird von vielen beim Berufseinstieg vernachlässigt, obwohl dies oft relevanter ist als das Einstiegsgehalt. Während beispielsweise bei einigen Kanzleien das Gehalt konstant bleibt, steigt es bei anderen Kanzleien erheblich und kann sich innerhalb von 5 Jahren nahezu verdoppeln.
Standort und Mandantenstruktur: Wo möchtest Du arbeiten?
Der Standort deiner Kanzlei kann ebenfalls eine wichtige Rolle spielen:
- Großkanzleien sind in wirtschaftlichen Zentren wie Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Köln oder Düsseldorf ansässig.
- Mittelständische Kanzleien sind oft breiter verteilt, mit Standorten auch in kleineren Städten.
- Boutique-Kanzleien gibt es sowohl in Metropolen als auch in regionalen Wirtschaftszentren.
Überlege Dir, ob du lieber in einer Großstadt arbeiten möchtest oder ob für dich auch Standorte mit niedrigeren Lebenshaltungskosten attraktiv sind.
Praktische Tipps für Deine Entscheidung
Nachdem du alle wichtigen Faktoren analysiert hast, gibt es einige Methoden, um herauszufinden, welche Kanzlei wirklich zu dir passt:
- Referendariat und Wissenschaftliche Mitarbeit: Nichts gibt dir einen besseren Einblick in den Kanzleialltag als eigene Erfahrungen. Nutze deshalb das Referendariat und gegebenenfalls die Zeit davor bzw. danach, um Kanzleien kennenzulernen, bei denen Du Dir einen Berufseinstieg vorstellen kannst.
- Vergleiche Arbeitgeber-Bewertungen: Plattformen wie JurInsight oder Kununu bieten Bewertungen von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern, die dir einen guten Eindruck von potentiellen Arbeitgebern geben.
- Sprich mit Alumni oder aktuellen Associates: Erfahrungsberichte aus erster Hand sind oft ehrlicher als die Kanzlei-Website.
- Besuche Karrieremessen und Networking-Events: Viele Kanzleien präsentieren sich auf Events, wo du direkt mit Associates und Partnern sprechen kannst.