Karriereoptionen für Juristen
Das Wichtigste in Kürze:
- Die klassischen juristischen Berufe sind Rechtsanwalt, Richter, Staatsanwalt und Verwaltungsjurist.
- Juristen können in sehr viele Berufe wechseln, in vielen Unternehmens- und Steuerberatungen arbeiten Volljuristen, dazu können Juristen auch als Redakteur, in der Politik oder vielen anderen Bereichen arbeiten.
- Als Rechtsanwälte können Volljuristen das höchste Einstiegsgehalt erzielen (bis zu ca. 200.000 € im Jahr).
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Welche Karrieremöglichkeiten haben Volljuristen?
Volljuristen haben sehr viele Karrieremöglichkeiten. Als Volljuristen werden Juristen bezeichnet, welche die beiden juristischen Staatsexamen abgeschlossen haben. Neben den klassischen juristischen Berufen (z.B. Anwalt) stehen Juristen auch viele weitere Jobs offen. So ist es etwa auch möglich, als Jurist in einem Unternehmen zu arbeiten oder Steuerberater zu werden. Grundsätzlich haben Volljuristen folgende Karriereoptionen:
- Justiz: Volljuristen können in der Justiz als Richter oder Staatsanwalt arbeiten.
- Anwalt: Der zahlenmäßig beliebteste juristische Beruf ist die Tätigkeit als Rechtsanwalt.
- Verwaltung: Auch in der Verwaltung arbeiten viele Volljuristen, nicht nur als Mitarbeiter in der Rechtsabteilung, sondern auch als Führungskraft, als Teamleiter o.ä.
- Sonstiges: Daneben stehen Juristen viele Jobs offen, die nicht zu den klassischen juristischen Berufen gehören, ob als Unternehmensberater, Steuerberater oder als Mitarbeiter in der Personalabteilung, Juristen sind überall anzutreffen.
Wie hoch ist das Gehalt als Jurist?
Das Jahresgehalt als Jurist liegt zwischen 40.000 € und mehreren Millionen Euro. Während einige Anwälte nur ein sehr geringes Gehalt bekommen, können andere Rechtsanwälte, etwa Partner in Großkanzleien, mehrere Millionen Euro im Jahr verdienen.
Grundsätzlich gilt, dass die Gehälter von Anwälten am stärksten Schwanken, sie können sehr hoch sein, aber auch sehr niedrig. Dem gegenüber sind die Gehälter in der Verwaltung und Justiz deutlich stabiler. So liegt das Einstiegsgehalt als Richter bei ca. 60.000 € im Jahr, allerdings verdienen Richter am Bundesverfassungsgericht, dem höchsten deutschen Gericht, auch maximal ca. 200.000 € im Jahr.
Karriere als Rechtsanwalt
Die Karriere als Rechtsanwalt ist sehr vielfältig. Neben einer Vielzahl an Rechtsgebieten, in denen Anwälte arbeiten können, haben Rechtsanwälte dazu die Möglichkeit, sich entweder selbstständig zu machen oder als angestellte Rechtsanwälte zu arbeiten. Die meisten Rechtsanwälte fangen als Angestellte an. In diesem Fall haben Rechtsanwälte die Wahl, bei welcher Kanzlei sie anfangen. Mehr zu der Auswahl der richtigen Kanzlei erfahrt ihr in unserm entsprechenden Beitrag.
- Selbstständigkeit: Anwälte können sich verhältnismäßig einfach selbstständig machen. Die meisten Rechtsanwälte bauen sich zuerst ein persönliches Netzwerk auf, bevor sie sich selbstständig machen. Schließlich ist es ohne persönliches Netzwerk schwierig, Mandanten zu gewinnen.
- Beförderungen: Eine Alternative zur Selbstständigkeit liegt darin, in einer bestehenden Rechtsanwaltskanzlei befördert zu werden. Der Aufbau einer Kanzlei ist sehr aufwendig, wer hingegen in eine bestehende Kanzlei einsteigt, hat es deutlich leichter.
- Wechsel: Dazu können Rechtsanwälte nach ein paar Jahren Berufserfahrung in die Verwaltung oder Justiz wechseln. Dadurch können Juristen in jungen Jahren die hohen Gehälter als Rechtsanwalt mitnehmen und dann nach ein paar Jahren es etwas ruhiger angehen lassen und die Vorzüge als Richter oder Staatsanwalt genießen. Die hohe Flexibilität ist ein großer Vorteil der Arbeit als Rechtsanwalt. Denn während es sehr leicht ist, aus der Anwaltschaft in die Justiz zu wechseln, ist der Wechsel aus der Justiz in die Anwaltschaft eher schwierig.
Folgende Vorteile sprechen dafür, die Karriere als Rechtsanwalt anzufangen:
- (Hohes) Einstiegsgehalt: Rechtsanwälte haben die Möglichkeit, ein sehr hohes Einstiegsgehalt zu erzielen. Je nach Kanzlei ist es möglich über 150.000 € im Jahr zu verdienen. Dies gilt allerdings primär für die besten 20 Prozent der Absolventen, sofern diese in einer Großkanzlei anfangen. Die Einstiegsgehälter der übrigen Absolventen in mittelständischen Kanzleien sind deutlich niedriger.
- Flexibilität: Der Einstieg als Rechtsanwalt hält Juristen weiterhin alle Türen offen. Es ist weiterhin möglich, später in ein Unternehmen, die Justiz oder Verwaltung zu wechseln.
- Reputation: Rechtsanwälte, die in paar Jahre in einer Großkanzlei gearbeitet haben, können diese Tätigkeit danach als eine Art „Gütesiegel“ tragen. Insbesondere Juristen, die später in ein Unternehmen wechseln möchten, sollten überlegen, zuvor in einer Großkanzlei zu arbeiten, da die Berufserfahrung für die weitere Karriere sehr hilfreich sein kann.
- Leistungsorientiert: Anwaltskanzleien sind als privatwirtschaftliche Unternehmen deutlich leistungsorientierter als die Justiz oder die Verwaltung. Wer also gerne viel und intensiv arbeitet sowie das Zeil verfolgt, möglichst schnell aufzusteigen, dem wird die Arbeit in einer Anwaltskanzlei deutlich besser gefallen als die Arbeit beim Staat.
Karriere in der Justiz
In der Justiz können Volljuristen primär als Richter oder als Staatsanwälte arbeiten. Dabei handelt es sich um sehr verantwortungsvolle Jobs mit einem hohen gesellschaftlichen Ansehen. Die Notenanforderungen für den Berufseinstieg in der Justiz sind in den letzten Jahren stark gesunken, trotzdem sind für den Berufseinstieg in der Justiz weiterhin überdurchschnittliche Examen erforderlich. Folgende Aspekte prägen die Arbeit in der Justiz:
- Eigenverantwortlich: Die Arbeit von Richtern und Staatsanwälten ist durch ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit geprägt. Vereinfacht gesprochen, können Richter und Staatsanwälte nahezu vollständig selbst bestimmen, wann und wie sie arbeiten. Aufgrund der richterlichen Unabhängigkeit arbeiten Richter sehr selbstbestimmt. Auch bei Staatsanwälten kommt es primär darauf an, dass die Arbeit erledigt wird, entsprechend ist können Staatsanwälte den Tag sehr gut selbst bestimmen.
- Aufstiegschancen: Die Karriere in der Justiz ist deutlich formalisierter als in Kanzleien. Während besonders talentierte Rechtsanwälte sehr schnell befördert werden können, dauern Beförderungen in der Justiz deutlich länger. Entsprechend ist es in der Justiz beispielsweise recht realistisch Vorsitzender Richter am Landgericht zu werden. Gerichtspräsident oder ähnliches zu werden, ist demgegenüber allerdings eher unwahrscheinlich, da es nur sehr wenige Beförderungspositionen gibt.
- Gehalt: Das Einstiegsgehalt von Richtern liegt bei ca. 60.000 € im Jahr. Das Gehalt von Richtern steigt mit steigender Erfahrung automatisch an. Die meisten Richter verdienen am Ende Ihrer Karriere ca. 100.000 € im Jahr. Allerdings ist bei Richtern das Nettogehalt deutlich höher als bei Angestellten, da Richter – wie auch Beamte – eine Pension erhalten und entsprechend keine Beiträge zur Rentenversicherung zahlen müssen. Außerdem entfallen auch die Abgaben für die Arbeitslosenversicherung usw. Insgesamt müsste deshalb ein Angestellter in der Privatwirtschaft ca. 30 % mehr als ein Beamter verdienen, um ähnlich im Alter abgesichert zu sein und ein ähnliches Nettogehalt zu erhalten.
- Abordnung: Richter und Staatsanwälte haben die Möglichkeit, sich abordnen zu lassen. Im Rahmen einer Abordnung besteht die Möglichkeit, beispielsweise ein hohes Bundesgericht, eine Behörde oder ein Ministerium kennenzulernen. Durch Abordnungen haben Richter und Staatsanwälte die Möglichkeit, ein sehr abwechslungsreiches Berufsleben zu führen.
Die Arbeit in der Justiz hat folgende Vorteile:
- Planbarkeit: Richter und Staatsanwälte haben keine Mandanten, die einen mitten in der Nacht anrufen. Entsprechend haben Richter und Staatsanwälte die Möglichkeit, den eigenen Tag völlig frei zu strukturieren. Deshalb ist die Tätigkeit in der Justiz sehr familienfreundlich.
- Sicherheit: Richter und Staatsanwälte sind unkündbar und haben deshalb einen extrem sicheren Job. Im Gegensatz dazu müssen sich Rechtsanwälte dauerhaft darum kümmern, ausreichend ausgelastet zu sein und Geld zu verdienen.
- Verantwortung: Richter treffen in streitigen Entscheidungen die finale Entscheidung. Entsprechend tragen Richter schon zu Beginn der Karriere eine hohe Verantwortung.
Karriere in der Verwaltung
Ein weiterer Karriereweg für Juristen ist die Arbeit in der Verwaltung. Die Arbeit in der Verwaltung ist sehr divers, während manche Volljuristen im Bundeskanzleramt arbeiten, sind andere Volljuristen für die Bayrische Forstverwaltung tätig. Entsprechend lässt ist es schwierig, die Arbeit in der Verwaltung zu generalisieren. Grundsätzlich hat die Arbeit in der Verwaltung allerdings einige Ähnlichkeiten mit der Arbeit in der Justiz:
- Gehalt: Viele Volljuristen in der Verwaltung sind verbeamtet. Entsprechend liegt das Einstiegsgehalt von Volljuristen meist um die 60.000 € im Jahr. Bezüglich des Gehaltes gilt allerdings – wie bei Richtern -, dass das Nettogehalt deutlich höher ausfällt, da bei Beamten die Abzüge für die Sozialversicherungen deutlich niedriger sind. Auch ist es nur in Ausnahmefällen möglich, ein Gehalt von über 100.000 € im Jahr beim Staat zu bekommen. Dafür profitieren Beamte von hohen Pensionen, die deutlich höher sind als die Renten von Angestellten.
- Beförderungen: Für Beamte gilt das sog. Laufbahnprinzip, entsprechend sind Beförderungen und die Karriere insgesamt stark formalisiert. Dies führt im Gegensatz allerdings dazu, dass Beförderungen sehr realistisch sind, allerdings
- Arbeitsbelastung: Die Arbeitsbelastung ist in Behörden sehr unterschiedlich. Grundsätzlich gilt dabei, dass die Arbeitsbelastung umso höher ist, je dichter die Behörde / Arbeit an der Politik ist. Beispielsweise ist die Arbeitsbelastung in einem Ministerium tendenziell höher als in der Kommunalverwaltung. Dazu ist die Arbeitsbelastung umso höher, desto mehr Verantwortung getragen wird. Beispielsweise ist die Arbeitsbelastung als Behördenleiter höher als die von Sachbearbeitern.
- Sicherheit & Flexibilität: Nicht nur Beamte, sondern auch Angestellte, haben beim Staat einen sehr sicheren Arbeitsplatz, auch Angestellte sind nach mehreren Jahren beim Staat faktisch unkündbar. Dazu ist es beim Staat sehr leicht, in Teilzeit zu arbeiten und auch nach der Teilzeit in eine Vollzeitstelle zurückzukehren.
- Abordnungen: Auch Verwaltungsjuristen haben die Möglichkeit, abgeordnet zu werden, sodass auch Verwaltungsjuristen die Möglichkeit haben, im Rahmen der Tätigkeit sehr viel zu erleben.
Karriere im Unternehmen
Neben den beiden klassischen Betätigungsfeldern hat in den letzten Jahren die Tätigkeit als Unternehmensjurist bei Volljuristen deutlich an Beliebtheit gewonnen. Grund dafür ist, dass die Tätigkeit als Inhouse-Jurist ein guter Mix aus den Vorteilen aus der Kanzleiwelt mit den Vorteilen aus der Tätigkeit beim Staat ist. Die Arbeit in Unternehmen ist tendenziell anspruchsvoller als in der Verwaltung, aber nicht so stressig wie in Kanzleien. Auch ist die Arbeitsatmosphäre in Unternehmen üblicherweise dynamischer als in der Verwaltung.
- Gehalt: Das Gehalt als Unternehmensjurist liegt beim Berufseinstieg in der Regel zwischen 50.000 € und 110.000 € im Jahr. Im Laufe der weiteren Karriere kann das Gehalt weiter steigen. Es gibt allerdings nur wenige Unternehmen, die Gehälter von über 200.000 € im Jahr an Angestellte aus der Rechtsabteilung zahlen.
- Beförderung: Beförderungen in der Rechtsabteilung für Juristen ohne Kanzleierfahrung sind häufig schwierig. Viele General Counsel von großen und mittelständischen Unternehmen haben zuvor – jedenfalls eine Zeit lang – in einer Großkanzlei gearbeitet. Wer also die Position als General Counsel anstrebt bzw. eine Führungskraft in einer Rechtsabteilung werden möchte, sollte überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, zuvor für ein oder zwei Jahre in einer Großkanzlei zu arbeiten.
- Wechsel: Wer als Jurist in einem Unternehmen arbeitet, hat anschließend weiterhin die Möglichkeit, in eine Kanzlei, die Justiz oder die Verwaltung zu wechseln. Dazu ist es möglich, sich anschließend selbstständig zu machen. Als Unternehmensjuristen stehen also weiterhin alle Türen offen.
Weitere Karrierewege als Volljurist
Doch neben den „klassischen“ vier Berufsfeldern gibt es noch unzählige weitere Optionen für Volljuristen. Dies ist ein großer Vorteil der juristischen Ausbildung, welche zwar lang und intensiv ist, aber im Anschluss sehr viele Möglichkeiten für den Berufseinstieg und auch die weitere Karriere bietet.
Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten ist es unmöglich, alle Optionen aufzuzeigen. In den folgenden Berufen sind allerdings häufig Volljuristen anzutreffen:
- Unternehmensberatung: Neben den drei sehr bekannten Unternehmensberatungen McKinsey, BCG und Bain sind auch mittelständische Unternehmensberatungen bei Juristen sehr beliebte Arbeitgeber. Grundsätzlich ist die Arbeit ähnlich zu der in Großkanzleien. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Mandanten nicht juristisch, sondern in betriebswirtschaftlichen Themen beraten werden. Eine Besonderheit besteht darin, dass Anwälte primär aus ihren Büros heraus arbeiten, während es bei Unternehmensberatern üblich ist, beim Kunden vor Ort zu arbeiten.
- Investment Banking / Private Equity: Für besonders ambitionierte Juristen ist es grundsätzlich möglich, im Investment Banking oder Private Equity zu arbeiten. Der Berufseinstieg oder auch der spätere Wechsel in diese Branchen ist sehr herausfordernd, wie er klappen kann haben wir euch in zwei Texten zum Berufseinstieg im Private Equity und Berufseinstieg im Investment Banking dargestellt.
- Steuerberater: Eine sehr beliebte Karriereperspektive für steuerrechtlich interessierte Juristen ist der Steuerberater. Es gibt einen großen Mangel bei Steuerberatern, wer auch noch eine juristische Ausbildung vorweisen kann, ist insoweit hervorragend ausgebildet.
- Journalist: Aufgrund der hohen Affinität zum Schreiben sind Juristen auch sehr gute Redakteure. Entsprechend ist es auch möglich, als Volljurist bei Zeitungen oder Verlagen zu arbeiten.