LL.M.: Alles, was Du wissen musst!
Das Wichtigste in Kürze:
- Der LL.M. (Master of Laws) ist ein juristischer Postgraduierten Studiengang, der sich sowohl an Juristen als auch an Nicht-Juristen richtet.
- Ein LL.M. im Ausland ist eine sehr gute Möglichkeit, Fachwissen zu vertiefen, Auslandserfahrung zu sammeln und seine sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern,
- Die Kosten für einen LL.M. reichen von 1.000 Euro für einen LL.M. an einer deutschen Uni bis hin zu über 85.000 Dollar für einen LL.M. in den USA.
Was ist ein LL.M.?
Der LL.M. (Master of Laws) ist ein weiterführender juristischer Abschluss, der bereits ein abgeschlossenes Studium voraussetzt und sich sowohl an Juristen als auch an Nicht-Juristen richtet.
Für Juristen ist ein LL.M.-Studium interessant, um eine ausländische Rechtsordnung kennenzulernen oder um sich in einem Rechtsgebiet zu spezialisieren. Für Nicht-Juristen ist ein LL.M.-Studium eine Möglichkeit, in kurzer Zeit die Grundzüge des Rechts oder eines Rechtsgebietes kennenzulernen.
Folgende Aspekte sind für den Ablauf eines LL.M.-Studiums relevant:
- Inhalt: Die Inhalte von LL.M.-Studiengängen unterscheiden sich erheblich. Vor dem Hintergrund, dass ein LL.M.-Studium einen weiterführenden Abschluss darstellt, stellen die meisten LL.M.-Studiengänge eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Thema dar. So gibt es etwa LL.M.-Studiengänge, die sich auf das Steuerrecht, IT-Recht o.ä. fokussieren. LL.M.-Studenten können ihren Stundenplan häufig innerhalb von weiten Grenzen selbst zusammenstellen und so über die Fächerwahl den inhaltlichen Schwerpunkt selbst wählen.
- Universitäten: Zahlreiche Universitäten bieten LL.M.-Studiengänge an. Von der LMU in München bis zu Harvard, Yale und Standford in den USA besteht eine breite Auswahl. Für LL.M.-Studiengänge haben insbesondere die Eliteuniversitäten in den USA eine sehr gute Reputation.
- Dauer: Die meisten LL.M.-Studiengänge dauern ein Jahr bzw. 10 Monate und beginnen im Herbst. Es gibt allerdings auch LL.M.-Studiengänge, die zwei Jahre dauern.
- Vorbereitung: Die Vorbereitung auf einen LL.M. sollte üblicherweise ein Jahr vor Beginn des LL.M.-Studium starten. Vor allem sollte man den Aufwand für die Bewerbung (z.B. die Empfehlungsschreiben oder den Sprachtest) nicht unterschätzen.
- Gehalt: Auf das Gehalt wirkt sich der LL.M. nicht merklich aus. Zwar gibt es einige Arbeitgeber, die ein leicht höheres Einstiegsgehalt für Anwälte mit LL.M zahlen. Diese Gehaltssteigerung deckt allerdings die Kosten für den LL.M. nicht einmal ansatzweise.
Was kostet ein LL.M.?
Die Kosten für ein LL.M.-Studium variieren stark je nach Land, Universität und Programm. Bei der Kostenplanung sollten nicht nur die Studiengebühren berücksichtigt werden, sondern zusätzlich die (hohen) Lebenshaltungskosten. Insbesondere in den USA sind die Lebenshaltungskosten deutlich höher als in Deutschland.
Höhe der Studiengebühren:
- Deutschland: In Deutschland sind die Kosten für ein LL.M.-Studium im Vergleich zu anderen Ländern niedrig. Viele Universitäten verlangen – wenn überhaupt – geringe Studiengebühren. Die Kosten liegen oft zwischen 1.000 und 5.000 Euro pro Jahr.
- Europa: In europäischen Ländern wie den Niederlanden oder Spanien sind die Kosten für ein LL.M.-Studium grundsätzlich ähnlich niedrig wie in Deutschland, an einigen Universitäten können die Kosten allerdings auch im fünfstelligen Bereich liegen, z.B. bei ca. 37.000 € an der IE Law School in Madrid. In Großbritannien liegen die Gebühren im niedrigen bis mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr.
- USA: Die USA gelten als eines der teuersten Länder für ein LL.M.-Studium. An renommierten Universitäten wie Harvard oder Yale können die Studiengebühren über 85.000 Dollar pro Jahr betragen.
Wie finanziert man ein LL.M.-Studium?
Ein LL.M.-Studium stellt eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Folgende Möglichkeiten bestehen, um das Studium zu finanzieren:
- Stipendium: Viele Universitäten, Stiftungen und private Organisationen bieten Stipendien an. Jedoch ist es gerade bei den hohen Studiengebühren in den USA oft nicht möglich, sämtliche Kosten über Stipendien zu decken.
- Tuition Waiver: Insbesondere an amerikanischen Universitäten ist es üblich, dass Studenten die vollen Studiengebühren nur zahlen müssen, wenn sie sich dies leisten können. Andernfalls fallen nur reduzierte Studiengebühren an, die Höhe des Rabattes ist unter anderem von der finanziellen Leistungsfähigkeit des Studenten und den bisherigen (akademischen) Leistungen abhängig.
- Kredit: Sofern keine andere Möglichkeit besteht, kann das fehlende Geld mittels eines Kredites finanziert werden. Alternativ gibt es auch sog. Bildungsfonds. Bei diesen erfolgt die Rückzahlung mittels eines prozentualen Anteils des zukünftigen Gehaltes. Vorteilhaft an dieser Finanzierungsform ist, dass sich die Rückzahlung an dem späteren Gehalt und damit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit orientiert.
- Arbeit: Um keinen oder einen geringeren Kredit aufnehmen zu müssen, kann es auch eine Möglichkeit darstellen, für ein Jahr als Anwalt oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter zu arbeiten. Hierbei sollte man versuchen, ein möglichst hohes Gehalt zu erzielen. Entsprechend bietet es sich an, in (amerikanischen) Großkanzleien zu arbeiten, da diese die höchsten Gehälter zahlen. Wer einen LL.M. in den USA macht, darf mit seinem Visum bis zu 20 Stunden in der Woche an der Universität arbeiten.
Eine detaillierte Übersicht über die Finanzierungsmöglichkeiten findet Ihr bei LL.M.-Essentials.
Wie läuft die Bewerbung für einen LL.M.?
Die Bewerbung für ein LL.M.-Studium ist an jeder Universität anders. Lediglich an amerikanischen Law Schools gibt es ein einheitliches Bewerbungsverfahren, welches über die Plattform LSAC (Law School Admission Council) läuft.
Für eine Bewerbung in den USA über LSAC sind die folgenden Unterlagen erforderlich:
- Bewerbungsformular: Damit werden allgemeine Informationen abgefragt, z.B. Kontaktdaten, Details zum Studium usw.)
- Lebenslauf: Wichtig ist es, darauf zu achten, dass in den USA ein Lebenslauf nur eine Seite lang ist, sodass man sich kurzhalten sollte, gleichzeitig sollte man aber auch die außercurricularen Aktivitäten (z.B. ehrenamtliches Engagement) nicht vergessen.
- Zeugnisse: Die größte Bedeutung liegt hier auf dem Zeugnis des 1. Staatsexamens, hiervon muss eine beglaubigte Kopie und eine englische Übersetzung eingereicht werden. Sofern man das Referendariat bereits absolviert hat, sollte auch das Zeugnis vom 2. Staatsexamen eingereicht werden. Die Note des 2. Staatsexamens ist jedoch deutlich weniger wichtig.
- Sprachnachweis: An ausländischen Universitäten ist es erforderlich, nachzuweisen, dass man die Unterrichtssprache beherrscht. Die üblichen Sprachtests sind dabei Toefl und IELTS.
- Motivationsschreiben: Für LL.M.-Studiengänge finden keine Auswahlgespräche oder ähnliches statt. Entsprechend ist das Motivationsschreiben der wichtigste Teil der Bewerbung, um die Universität von sich zu überzeugen. Hierfür ist es sinnvoll, sich von Freunden und Bekannten Feedback einzuholen, damit das Schreiben sowohl inhaltlich überzeugend als auch sprachlich perfekt ist. Es ist zentral, dass das Motivationsschreiben auf die jeweilige Universität zugeschnitten ist und zeigt, weshalb man gerade an der Universität studieren möchte.
- Empfehlungsschreiben: Dazu verlangen die meisten Universitäten mehrere Empfehlungsschreiben, hierbei ist es sinnvoll, auf Personen zuzugehen, mit denen man eine engere Bindung im Studium oder Referendariat aufgebaut hat, etwa Professoren oder Rechtsanwälte in Kanzleien.
Für Bewerbungen an nicht-amerikanischen Universitäten sind häufig ebenfalls diese Unterlagen oder ein Teil dieser erforderlich.
Vor- und Nachteile eines LL.M.
Ein LL.M.-Studium bietet zahlreiche Vorteile, aber auch einige Herausforderungen, die abgewogen werden sollten.
Vorteile:
- Vertiefung von Fachwissen: Ein LL.M. bietet die Möglichkeit, sich auf spezifische Rechtsgebiete zu konzentrieren und wertvolles Expertenwissen zu erlangen.
- Internationale Ausrichtung: Besonders Programme in den USA oder Großbritannien vermitteln umfassende Kenntnisse des internationalen Rechts und im Fachenglisch, und bereiten damit auf eine Karriere in internationalen Großkanzleien vor.
- Sprache: Ein LL.M ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, seine sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. So ist etwa verhandlungssicheres Englisch in vielen juristischen Arbeitsbereichen eine Grundvoraussetzung und es gibt kaum eine bessere Möglichkeit sein Englsich zu verbessern.
- Lifestyle: Die Zeit während der LL.M. ist für viele Juristen eines der Highlights der juristischen Ausbildung. Man lernt viele spannende Menschen kennen, hat viel Zeit für Partys und Reisen und insbesondere in den USA und Großbritannien bieten viele Kanzleien herausragende LL.M.-Events an.
Nachteile:
- Hohe Kosten: Insbesondere in den USA sind die Studiengebühren oft sehr hoch, ohne dass diese Kosten ausreichend durch ein höheres Einstiegsgehalt kompensiert werden.
- Zeitaufwand: Ein LL.M.-Studium erfordert mindestens ein Jahr, in dieser Zeit könnte man bereits Arbeiten, Geld verdienen und sich ein Netzwerk aufbauen.
Wann ist der beste Zeitpunkt für einen LL.M.?
Grundsätzlich kommen für einen LL.M. zwei Zeitpunkte in Betracht, zum einen nach dem ersten Staatsexamen und zum anderen nach dem zweiten Staatsexamen.
- Nach dem ersten Staatsexamen: Nach dem ersten Staatsexamen wollen viele Juristen eine Pause einlegen, dafür eignet sich ein LL.M. sehr gut, einerseits hat man viel Zeit für ein schönes Leben, andererseits lernt man fachlich viel Neues und lernt neue Menschen und eine andere Kultur kennen, sofern man den LL.M. im Ausland macht.
- Nach dem zweiten Staatsexamen: Für den LL.M. nach dem zweiten Staatsexamen spricht insbesondere, dass das erste Staatsexamen und das zweite Staatsexamen inhaltlich eine große Überschneidung haben, sodass es lerntechnisch sinnvoll ist, wenn keine große Lücke zwischen dem ersten Staatsexamen und dem Beginn des Referendariats besteht. Auch weiß man nach dem Referendariat meist besser, in welchem Bereich man später arbeiten möchte. Entsprechend lässt sich das LL.M.-Studium besser an die spätere Karriere anpassen.