Jura-Referendariat in Thüringen: Die Strafstation
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Strafstation ist im Referendariat in Thüringen die dritte Station und dauert 3 Monate.
- Die Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der Strafstation hat eine hohe Qualität, das eigenständige Lernen ist trotzdem unerlässlich.
- Referendare können für die praktische Ausbildung zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Strafgericht auswählen. Bei der Staatsanwaltschaft übernehmen Referendare auch Sitzungsdienste.
Inhalt & Dauer des Einführungslehrgangs
Die Strafstation beginnt mit einem einwöchigen Einführungslehrgang. Dieser wird in der Regel von einem Richter gehalten. Inhaltlich wird im Rahmen des Einführungslehrgangs die für die Strafstation relevanten Grundlagen besprochen. Es wird deshalb sowohl das materielle Strafrecht behandelt als auch prozessuales Grundlagenwissen, etwa den Aufbau einer Anklageschrift und die Revision. Der Einführungslehrgang hat zu Recht einen guten Ruf, da man sehr kompakt das für die Station erforderliche Wissen lernt.
Inhalt und Häufigkeit der Arbeitsgemeinschaft
Parallel zur Stationsarbeit finde einmal wöchentlich die Arbeitsgemeinschaft statt, die ca. 3-4 Stunden dauert. Inhaltlich werden die Themen aus dem Einführungslehrgang vertieft. Im Rahmen der Station schreibt man zwei Probeklausuren und hält einen Aktenvortrag. Bei den Probeklausuren handelt es sich um alte Examensklausuren. Die Aktenvorträge sind ebenfalls teilweise alte Examensaktenvorträge, teilweise aber auch die Aktenvorträge aus NRW, mit denen viele Referendare lernen. Das ist unpraktisch, da man dann mit den Aktenvorträgen nicht mehr im Rahmen der Examensvorbereitung lernen kann.
Insgesamt hat die Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der Strafstation einen guten Ruf, da sie einen inhaltlich gut auf die praktische Arbeit vorbereitet und man auch die theoretischen Grundlagen lernt.
Einige AG-Leiter organisieren für die Referendare die Möglichkeit, einen Tag bei der Polizei mitfahren zu können. Das bringt vielen Referendaren viel Spaß, da die Polizisten häufig selbst in einem ähnlichen Alter sind, sodass man viel Spaß zusammen haben kann und aufgrund der Einblicke auch inhaltlich ein besseres Verständnis für die Arbeit der Polizei entwickelt.
Ist es erforderlich, neben der Arbeitsgemeinschaft zu lernen?
Auch im Rahmen der Strafstation ist es zu empfehlen, schon rechtzeitig eigenständig zu lernen, um ein examensnahes Niveau zu erreichen und zu lernen, wie man das theoretische Wissen in Fällen anwenden kann. Es ist auch sinnvoll, damit schon zu Beginn der Station anzufangen, da die Strafstation deutlich arbeitsintensiver als die vorherigen Stationen ist. Auch sollte man das materielle Strafrecht wiederholen. Zwar kommt nur wenig Neues hinzu, allerdings muss man das materielle Strafrecht gut beherrschen, um die Klausuren fünf Stunden lösen zu können.
Können Referendare zwischen der Staatsanwaltschaft oder dem Strafgericht auswählen?
Als Referendar hat man für die praktische Ausbildung im Rahmen der Strafstation die Auswahl, ob man die Station bei der Staatsanwaltschaft oder bei Gericht verbringen möchte.
Die Staatsanwaltschaft ist deutlich beliebter und es ist eher die Ausnahme, dass Referendare die Station beim Strafgericht verbringen. Dies liegt unter anderem daran, dass man bei Gericht nicht lernt, Anklagen zu schreiben.
Übernehmen Referendare auch Sitzungsdienste?
Wenn man die Station – wie üblich – bei der Staatsanwaltschaft verbringt, muss man auch Sitzungsdienste übernehmen, als im Rahmen eines echten Prozesses die Rolle eines Staatsanwaltes einnehmen. Wichtig für den Sitzungsdienst ist es insbesondere, die Akten vorzubereiten und ein solides Plädoyer zu halten.
Wie hoch ist die Arbeitsbelastung während der Strafstation?
Insgesamt ist die Arbeitsbelastung in der Strafstation recht hoch, die Kombination aus Sitzungsdiensten, Stationsarbeit und Arbeitsgemeinschaften führt dazu, dass alleine diese Aufgaben ca. 5 Arbeitstage in der Woche in Anspruch nehmen. Da es zusätzlich ratsam ist, zusätzlich zu lernen, besteht die Woche eher aus 6 Arbeits- und Lerntagen.