Berufseinstieg
Partner Anwaltskanzlei werden

Wie wird man Partner in einer Anwaltskanzlei?

Profilbild JurInsight Team
JurInsight Team
Aktualisiert am 
15.6.2025
7
 Min. Lesedauer

Das Wichtigste in Kürze:

  • Strategische Karriereplanung & Weiterentwicklung: Setze dir für eine erfolgreiche Karriere in der Großkanzlei klare Karriereziele, reflektiere regelmäßig deinen Fortschritt und entwickle neben juristischem Fachwissen auch unternehmerisches Denken und Mandantenkontakte.
  • Effizientes Zeitmanagement & Networking: Strukturiere deinen Arbeitsalltag und baue frühzeitig ein starkes internes und externes Netzwerk durch gezieltes Networking und regelmäßige Präsenz in der Kanzlei auf.
  • Work-Life-Balance & Resilienz: Achte auf Deine Belastungsgrenzen und setze klare Prioritäten zwischen Arbeit und Erholung, um langfristig leistungsfähig und motiviert zu bleiben.

Warum ist eine strukturierte Karriereplanung sinnvoll?

Um langfristig eine erfolgreiche Karriere in einer Großkanzlei zu absolvieren, sind sowohl klare Ziele als auch die stetige persönliche Weiterentwicklung entscheidend. Nicht jeder Associate schafft es bis zum Partner. Allerdings möchte jeder zweite Associate Partner werden, in der Realität gelingt dies jedoch nur einem Bruchteil. Umso wichtiger ist es, von Anfang an strategisch vorzugehen. Denn die Partnerbeförderung scheitert nur selten an fehlenden juristischen Kenntnissen, sondern meistens an einem schwachen Netzwerk oder einer zu geringen Bekanntheit innerhalb und außerhalb der Kanzlei.

Karriereziele setzen und verfolgen

Überlege Dir möglichst früh, wohin dein Karriereweg führen soll. In Großkanzleien ist der klassische Pfad meist vorgezeichnet: Wer in eine große Wirtschaftskanzlei einsteigt, will dort Partner werden. Der sogenannte „Partner-Track“ ist nach wie vor der Standardweg – typischerweise mündet dieser Karrierepfad nach einigen Jahren entweder in der Partnerschaft oder er führt (abgesehen von Counsel-Positionen) aus der Kanzlei heraus.  

Angesichts dieser Realität lohnt es sich, das eigene Ziel klar zu definieren: Strebst Du die Partnerschaft an oder ziehst Du alternative Karriereschritte (z.B. Counsel-Position, Wechsel in die Wirtschaft) in Betracht? Nachdem das Ziel feststeht, kannst Du einen Plan entwickeln, um das Ziel zu verteidigen.

Wer den Partner-Track ins Auge fasst, sollte verstehen, nach welchen Kriterien die Partner ausgewählt werden. Fachliche Exzellenz alleine reicht selten aus, um Partner zu werden. Vielmehr ist ein zentrales Kriterium, ob der Umsatz der Kanzlei steigt. Entscheidend ist dafür, frühzeitig unternehmerisches Denken zu entwickeln. Mach dich mit dem Geschäftsmodell der Kanzlei vertraut und arbeite daran, dir einen eigenen „Business Case“ aufzubauen – etwa durch Spezialisierung in einem neuen, in Zukunft gefragten Rechtsgebiet und Akquise eigener Mandate. Wer aktiv neue Mandate akquiriert, bestehende Kontakte pflegt und interne Verantwortung übernimmt, verbessert seine Chancen auf der Karriereleiter erheblich. Suche früh das Gespräch mit Partnern über Entwicklungswege, nimm an internen Coachings und Events teil und baue Schritt für Schritt ein breites Netzwerk auf.  

Effektives Zeitmanagement und produktive Arbeitsweise

Die Arbeitsbelastung in Großkanzleien ist hoch; Deadlines, Mandantenanfragen und umfangreiche Projekte bestimmen den Alltag eines Associates. Wer beruflich erfolgreich sein will, benötigt ein durchdachtes Zeitmanagement:

  • Kalender: Nutze deinen Kalender um alle Termine (z.B. Calls, Lunch-Termine etc.) festzuhalten. Andernfalls vergisst man früher oder später Termine, was sehr unangenehme Konsequenzen haben kann.
  • To-do-Liste: Führe Listen mit den Aufgaben, die Du zu erledigen hast. In den Listen solltest du immer auch festhalten, wann welche Aufgabe erledigt sein muss.
  • E-Mail-Postfach pflegen: Ein gepflegtes E-Mail-Postfach macht das Leben deutlich leichter. Lege deshalb Ordner an und lösche überflüssige Mails, damit Du den Überblick über deine Mails behältst.
  • Technische Hilfsmittel: Soweit dies deine Kanzlei erlaubt sind Tools wie Grammerly, Duden Mentor und Deepl sehr wertvoll um die Qualität und Effizienz deiner Arbeit mit wenig Aufwand zu verbessern.
  • Priorisierung: Wenn es zu viel wird: Priorisiere deine Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit: wichtig und dringend; wichtig aber nicht dringend; weniger wichtig und dringend; weniger wichtig und nicht dringend.

Einer wichtiger Karrierefaktor sind naturgemäß herausragende Arbeitsprodukte. Ein herausragendes Arbeitsprodukt zeichnet sich dadurch aus, dass es  

  • fachlich überzeugt, weil es inhaltlich fundiert ist,  
  • sauber formatiert ist,  
  • keine Rechtschreib- und Grammatikfehler aufweist,  
  • mit einer höflichen, präzisen und übersichtlichen Cover-Mail an die richtigen Leute kommuniziert wird.  

Ebenso wichtig wie Planung ist Flexibilität. Im Kanzleialltag können unvorhergesehene Mandantenanliegen oder Eilaufträge die Tagesplanung oft über den Haufen werfen. Deshalb ist es entscheidend darauf vorbereitet zu sein, seinen Plan anzupassen und trotzdem stets einen kühlen Kopf zu bewahren.

  • Puffer einbauen: Stets gewisse Zeitpuffer in den Tagesplan einbauen, so lassen sich auch unvorhergesehene Aufgaben integrieren, ohne dass die anderen Aufgaben zu kurz kommen.  
  • Schwierige Aufgaben die viel Konzentration erfordern im Idealfall morgens erledigen und dafür repetitive Aufgaben, die nicht besonders viel Fokus erfordern in den späten Abendstunden erledigen.
  • Einfache Aufgaben an Wissenschaftliche Mitarbeiter oder Referendare delegieren. Dabei gilt es immer zu bedenken, dass man als Associate für das Endprodukt verantwortlich ist. Deshalb sollte man die Vorarbeiten kontrollieren und nicht ungesehen weiterleiten.

Bei allem Stress ist es enorm wichtig ausreichend Pausen zu machen. Diese steigern die Arbeitseffizienz und verbessern die Qualität der eigenen Arbeit.

Bedeutung von Networking und Mentoring

Networking zählt zu den wichtigsten Karrierefaktoren in Großkanzleien. Fachliche Kompetenz bringt Dich nur bis zu einem gewissen Punkt – ebenso wichtig ist es, die richtigen Leute zu kennen.

  • Früher Start: Pflege daher von Beginn deiner Karriere an dein berufliches Netzwerk. Dazu gehört es etwa, innerhalb der Kanzlei Kontakte zu Kollegen aus anderen Teams und Standorten zu knüpfen, Präsenz auf Kanzleiveranstaltungen zu zeigen und dich aktiv in Gruppen und Projekte einzubringen, z.B. bei Recruiting. Ein gutes internes Netzwerk erhöht Ihre Sichtbarkeit und kann dazu führen, dass man für spannende Mandate empfohlen wird.
  • Kontakte zu Mandanten: Gleichzeitig muss man Schritt für Schritt externe Beziehungen zu Kollegen aus anderen Kanzleien und Mandanten aufbauen Je früher Du beginnst, ein belastbares Netzwerk aufzubauen, desto besser.

Ebenso wertvoll ist ein Mentor oder eine Mentorin an Deiner Seite. Erfahrene Partner oder Senior Associates können Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen, informelles Feedback geben und viele Türen öffnen.  

  • Mentoring-Programme: Viele Kanzleien haben formelle Mentoring-Programme, in denen Berufseinsteiger einem erfahrenen Anwalt zugeordnet werden. Dabei ist es jedoch oft Glückssache, wie gut man sich mit dem Mentor versteht.
  • Mentor suchen: Daher sollte man nicht zögern, sich selbst aktiv jemanden zu suchen, der bereit ist, sein Wissen zu teilen. Die Unterstützung durch Mentoren kann einen echten Extraschub für die Karriere bedeuten: Mentoren geben nicht nur beim Einstieg Starthilfe, sie fördern den Aufstieg in jeder Berufsphase. Damit Mentoring erfolgreich ist, solltest Du als Mentee Eigeninitiative zeigen – formulieren Deine Ziele, frage aktiv nach Feedback und lernen aus den Erfahrungen Deines Mentors.
  • Austausch: Nutzen zudem Peer-Netzwerke. Auch der Austausch mit Mitstreitern im selben Karriereabschnitt (z.B. über junge Anwaltsvereinigungen) bietet Unterstützung und wertvolle Tipps.  

Fachliche und persönliche Weiterentwicklung

Die juristische Materie entwickelt sich ständig weiter – neue Gesetze, Rechtsprechung und Mandantenerwartungen erfordern, dass Du dich stets weiterbildest und weiterentwickelst:

  • Juristische Weiterbildung: Weiterbildungsangebote, seien es interne Fachseminare, der Erwerb oder externe Kurse sind daher in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen.
  • Wirtschaftswissenschaftliche Weiterbildung: Wichtig ist auch ein solides wirtschaftliches Verständnis: Versetzen Sie sich in die Lage Ihrer Mandanten, lernen Sie deren Branche kennen und verstehen Sie die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge, die hinter juristischen Fragestellungen stehen. Dieses Business Thinking wird spätestens auf dem Weg zur Partnerschaft erwartet und es hilft Ihnen schon als Associate, praxisnahe Lösungen zu entwickeln.  

Darüber hinaus spielt die persönliche Weiterentwicklung eine große Rolle. Erfolgreiche Anwälte in Großkanzleien zeichnen sich nicht nur durch juristisches Fachwissen aus, sondern auch Führungsfähigkeit und ausgeprägte Soft Skills.  

  • Seminare: Neben fachlichen Fortbildungen gibt es meist auch Seminare zur Entwicklung von Soft Skills wie Verhandlungsführung oder Kommunikation. Auch diese Ressourcen sind mit Blick auf die langfristige Entwicklung von großem  Wert  – sie helfen dabei sich ganzheitlich zu verbessern.
  • Alltag: Auch im Alltag sollte man versuchen, aktiv an den eigenen Kommunikationsfähigkeiten zu arbeiten – sei es klar zu formulieren oder effizienteres Abstimmen im Team. Auch Verhandlungsgeschick und Präsentationsfähigkeiten sind essenziell, wenn Sie Mandanten überzeugen oder im Kanzleiumfeld Projekte vorstellen möchten.  
  • Mitarbeiterführung: Mit fortschreitender Karriere übernimmt man immer mehr Verantwortung für jüngere Kollegen. Eine gute Vorbereitung dafür ist, sich von erfahrenen Kollegen abschauen, wie sie Teams leiten, und selbst Teamgeist zeigen. Wer früh lernt, Aufgaben sinnvoll zu delegieren, Wissen zu teilen und Kollegen zu motivieren, zeigt Führungspotential – eine Eigenschaft, die in Hinblick auf den Partner-Track sehr geschätzt wird.

Nimm dir vor, regelmäßig Feedback einzuholen, um Deine Stärken und Schwächen zu erkennen und daran zu arbeiten. Viele Großkanzleien haben formalisierte Feedback-Prozesse. Diese sollte man so gut es geht nutzen – zwar ist es nie angenehm, sich mit seinen Schwächen auseinanderzusetzen. Ohne dies zu tun, kann man sich jedoch nicht verbessern.  

Work-Life-Balance und langfristige Resilienz

Die Kehrseite der Arbeit in einer Großkanzlei sind lange Arbeitszeiten, hoher Leistungsdruck und wenig Freizeit. Wer bei einer Großkanzlei arbeitet, muss sich traditionell auf 60-Stunden-Wochen oder mehr einstellen. Dennoch ist es möglich, auf die eigene Work-Life-Balance zu achten, es ist sogar unerlässlich, um auf Dauer leistungsfähig zu bleiben.

  • Hobbies: Hobbies wie Sport, Musik oder Kunst stellen eine wunderbare Abwechslung zum stressigen Kanzleialltag dar. Auch in Hochphasen sollte man zumindest ein wenig Zeit für den Ausgleich einplanen. Das hilft im Hinblick auf die kurz- und langfristige Leistungsfähigkeit.  
  • Ernährung & Schlaf: Gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf sind eine entscheidende Grundlage, um langfristig belastbar zu bleiben. Zwar lassen sich eine ausgewogene Ernährung und 8 Stunden Schlaf nicht immer umsetzen, sollten aber zumindest die Regel darstellen.
  • Grenzen setzen: Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Setzen von Grenzen. Dazu gehört es auch, Nein zu sagen, wenn die Kapazitäten erschöpft sind. Außerdem ist es wichtig für Vorgesetzte, rechtzeitig zu wissen, wenn Du überlastet bist, um Projekte effektiv steuern zu können. Wenn man trotz guter Organisation und vielen Arbeitsstunden die eigenen Aufgaben nicht erledigt bekommt, fehlt einem die Zeit für andere wichtige Aspekte der Karriereentwicklung.
  • Teilzeit: Immer mehr Top-Kanzleien führen flexible Modelle wie Teilzeit, Sabbaticals usw. ein, um talentierte Juristen nicht an alternative Arbeitgeber zu verlieren. Einige Kanzleien bieten einen alternativen Karriere-Track für Associates mit reduzierten Stunden und reduziertem Gehalt an, der eine Möglichkeit darstellt, Karriere und Privatleben besser zu vereinbaren. Nachteil ist jedoch, dass diese Tracks oftmals mit schlechteren Karrierechance einhergeht.

Wie viel kostet es, Partner zu werden?

In einigen Kanzleien müssen angehende Partner für die Stellung als Partner Geld bezahlen. Dabei sind verschiedene Modelle denkbar. Zum einen besteht die Möglichkeit, einem Partner oder allen Partnern Anteile an der Kanzlei abzukaufen. Insoweit ist allerdings Vorsicht geboten, da das Anwaltsgeschäft sehr volatil ist und die Übernahme einer Kanzlei nicht bedeutet, dass die Mandanten automatisch auch zum neuen Partner gehen werden. Die andere Option ist, eine Einlage in die Kanzlei zu tätigen, sodass das Geld der Kanzlei und nicht einzelnen Partnern zugute kommt. Hierzu sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  • Großkanzleien: Hohe Einlagen sind in Großkanzleien eher unüblich. Meistens müssen neue Partner keine Einlage leisten, erhalten im Gegenzug aber auch keine Zahlung beim Ausscheiden aus der Kanzlei.
  • Absicherung: Wer für den Einstieg in eine Kanzlei eine Zahlung tätigt, sollte sichergehen, dass damit auch Einnahmen und Geschäft verbunden sind. So lohnt sich beispielsweise eine Regelung, dass die Höhe der Zahlung davon abhängt, wie viel Geschäft auf den neuen Partner tatsächlich übergeht.
  • Vorgehen: Die Höhe einer Einlage sollte maximal einem Jahresgehalt als Partner entsprechen. Wobei auch diese Summe eher hoch ist. Bei der anwaltlichen Tätigkeit handelt es sich um eine Dienstleistung, sodass in den Verhandlungen berücksichtigt werden sollte, dass die ausscheidenden Partner keine Fabrik o.ä. aufgebaut haben.

Häufig gestellte Fragen

Wann wir man in einer Großkanzlei Partner?
Ab dem 6. Berufsjahr besteht die Möglichkeit, Partner in einer Anwaltskanzlei zu werden.
Wie viel verdient man als Partner in einer Großkanzlei?
Die Gehälter von Partnern in Großkanzleien liegen zwischen 350.000 € und 2 Millionen € im Jahr. In einigen Kanzleien verdienen Partner bis zu 10 Millionen Euro im Jahr.
Wie wird man Partner in einer Anwaltskanzlei?
Um Partner in einer Großkanzlei zu werden, muss man ein guter Jurist sein, eigenes Geschäfts akquirieren, ein Team führen können und sowie das notwendige wirtschaftswissenschaftliche Verständnis aufweisen.
Worauf kommt es an, um Partner in einer Anwaltskanzlei zu werden?
Um Partner in einer Großkanzlei zu werden, muss man ein guter Jurist sein, eigenes Geschäfts akquirieren, ein Team führen können und sowie das notwendige wirtschaftswissenschaftliche Verständnis aufweisen.
Wie kann man Kanzleipartner werden?
Um Partner in einer Großkanzlei zu werden, muss man ein guter Jurist sein, eigenes Geschäfts akquirieren, ein Team führen können und sowie das notwendige wirtschaftswissenschaftliche Verständnis aufweisen.