Jura-Referendariat
Zivilstation Sachsen-Anhalt

Jura-Referendariat in Sachsen-Anhalt: Die Zivilstation

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Tobias Escherich
Aktualisiert am 
5.7.2025
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Zivilstation ist die erste Station im Referendariat in Sachsen-Anhalt und dauert 4 Monate.
  • Direkt zu Beginn findet ein Einführungslehrgang statt, der von dem späteren AG-Leiter durchgeführt wird.
  • Parallel zur praktischen Ausbildung findet einmal wöchentlich die Arbeitsgemeinschaft statt.

Dauer und Inhalt des Einführungslehrgangs

Die Zivilstation beginnt in Sachsen-Anhalt mit dem Einführungslehrgang:

  • Umfang: Der Einführungslehrgang dauert in Sachsen-Anhalt ca. zwei Wochen, abhängig vom Dienstplan des AG-Leiters auch etwas länger. Die Unterrichtszeit beträgt täglich etwa 4–5 Stunden, je nachdem, ob es eine Mittagspause gibt (5 Unterrichtseinheiten mit jeweils 45 Minuten).
  • Zusammensetzung: Die Zusammensetzung der Arbeitsgemeinschaft steht von Beginn an fest und bleibt i. d. R. während des gesamten Referendariats bestehen. Die Gruppengröße schwankt je nach Standort zwischen 9 und 15 Personen.
  • AG-Leiter: Geleitet wird der Einführungslehrgang vom späteren Leiter der Arbeitsgemeinschaft. Inhalte sind sowohl formale Anforderungen (Relationenstil, Aktenvortrag) als auch erste zivilprozessuale Grundlagen für die praktische Arbeit beim Einzelausbilder. Ziel ist es, ein tragfähiges Fundament für die Einzelausbildung zu schaffen, nicht jedoch eine vollständige Darstellung des Examensstoffs.

Inhalt und Häufigkeit der Arbeitsgemeinschaft

Die Arbeitsgemeinschaft findet einmal wöchentlich für etwa 4–5 Stunden statt. Der Ablauf ist mit einem längeren Schultag vergleichbar.

  • Inhalt: Inhaltlich behandelt sie die wichtigsten zivilprozessualen Themen des Examens, z. B. Erledigung, Säumnis, Aufrechnung, Hilfsanträge, Wiederklage etc. Die Inhalte werden anhand von Fällen erarbeitet. Auch materiell-rechtliche Probleme werden angesprochen, jedoch nicht umfassend. Zur Vertiefung werden von vielen AG-Leitern Hausaufgaben aufgegeben (Relationen, Entscheidungsgründe, Aktenvorträge).
  • Anwesenheitspflicht: Die Teilnahme an der AG ist verpflichtend; in den ersten drei Monaten gilt zudem eine Urlaubssperre.
  • Klausuren: In Sachsen-Anhalt werden während der Zivilstation 4–5 Klausuren geschrieben, teilweise handelt es sich dabei um Proberelationen. Zusätzlich ist mindestens ein Aktenvortrag unter Examensbedingungen zu halten. Die Prüfungen orientieren sich an echten Examensklausuren. Die Bewertungen erfolgen durch den AG-Leiter und sind in der Regel nachvollziehbar und hilfreich. Allerdings unterscheidet sich die Qualität der Korrekturen je nach Korrektor nicht unerheblich.  

Der Lehrgang und die AG ersetzen das Selbststudium nicht. Um die das Examen zu bestehen ist zusätzliche Vorbereitung erforderlich. Üblich ist die parallele Lektüre von Skripten, die Nacharbeit der AG-Inhalte und die Vorbereitung von Aktenvorträgen und Fällen. Das nimmt für gewöhnlich genauso viel Zeit in Anspruch wie die AG selbst.  

Praktische Ausbildung in der Zivilstation

Nach dem Einführungslehrgang erfolgt die Zuweisung zu einem Einzelausbilder (Zivilrichter*in am Amts- oder Landgericht). Ein Wunschgericht kann angegeben werden, die Zuteilung erfolgt aber zentral. Die praktische Ausbildung umfasst typischerweise 2–3 Tage pro Woche. Inhalte sind u. a. das Entwerfen von Urteilen oder Beschlüssen und das Halten von Aktenvorträgen. Besonders an Amtsgerichten kann es auch vorkommen, dass Referendare selbst Sitzungen leiten. Die Betreuung erfolgt individuell durch den jeweiligen Ausbilder, viele nehmen sich Zeit für ausführliche Besprechungen.

Sämtliche Leistungen werden in einem Stationszeugnis dokumentiert, das gemeinsam mit dem Zeugnis der AG am Ende der Station ausgestellt wird.

Wie hoch ist die Arbeitsbelastung während der Station?

Insgesamt liegt die wöchentliche Belastung bei etwa 4–5 vollen Arbeitstagen.

Davon entfallen:

  • 1,5 Tage auf AG und AG-Nachbereitung,
  • 2–3 Tage auf die praktische Ausbildung beim Einzelausbilder,
  • 0,5–1 Tag auf die Bearbeitung von Übungsklausuren.
  • Urlaubsreisen sind nur in offiziell freigegebenen Zeiträumen möglich.

Organisatorisches

Die Zivilstation ist der richtige Zeitpunkt, um sich um die Verwaltungs-, Anwalts- und Wahlstation zu kümmern. Wer beliebte Ausbildungsstellen (z. B. Bundesministerien, EZB, Auswärtiges Amt) anstrebt, sollte die Bewerbungen möglichst bis zum Ende der Zivilstation versenden.

Auch empfiehlt es sich, bereits jetzt einen strukturierten Lernplan zu erstellen und mit dem Klausurentraining für das Staatsexamen zu beginnen.

Häufig gestellte Fragen

Wie lange dauert die Zivilstation in Sachsen-Anhalt?
Die Zivilstation dauert in Sachsen-Anhalt 4 Monate.
Findet eine Arbeitsgemeinschaft während der Zivilstation statt?
Die Zivilstation wird in Sachsen-Anhalt von einer Arbeitsgemeinschaft begleitet.
Wer leitet die Arbeitsgemeinschaft?
Die Arbeitsgemeinschaft wird in der Regel von einem Richter geleitet.
Werden Übungsklausuren während der Zivilstation geschrieben?
Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft während der Zivilstation werden mehrere Klausuren geschrieben.
Was sollten man während der Zivilstation in Sachsen-Anhalt bedenken?
Die Zivilstation sollte genutzt werden, um sich um die Bewerbungen für die Anwalts- und Verwaltungsstation zu kümmern.